Whisky aus dem Rotweinglas -- und andere Experimente ...

Weihnachtsmalt

Bevor am späteren Nachmittag das Zusammensein mit der Familie beginnt, gönnen wir uns nach den wie immer doch wieder ein bissl stressigen Vorbereitungen noch einen außergewöhnlichen Malt. Und da es in diesen Tagen immer auch um Gemeinschaft geht, ist das ein Dram aus einer Flaschenteilung eines ganz lieben Whiskyfreundes. Danke @MonteGehro für diesen feinen Malt und auch für die Unterstützung und Hinweise, die Du in diesem Jahr einem Whiskyneuling wie mir zuteil werden hast lassen!

Speyburn 44y 1973/2017 47,1% (WID:100446)

1973 wurde dieser Malt ins Sherry Butt gelegt, 2017 abgefüllt. Vierundvierzig Jahre; eine stolze Zeit. Nun atmet der Malt im Premium Snifter und auch im Bordeaux-Rotweinglas seit 30 Minuten frischen Sauerstoff ...

Geruch: Die erste Nase bringt eine für mich überraschend helle Fruchtigkeit. Da sind aber auch exotische Früchte darunter wie Mango und reife Kiwi, Banane. Grundiert wird das Ganze von einer schönen Würzigkeit aus dunklem Laub, Majoran, etwas Fasseiche.

Aus dem Rotweinglas: Auch in diesem alten Malt erweckt das große Rotweinglas den Sherry und die reifen Pflaumen, die aus dem Premium Snifter nicht wahrzunehmen waren. Nach einigen Minuten melden sich noch die Banane, dann der feuchte Laubboden und die Eiche. Man kann gar nicht aufhören damit, die Nase in das große Glas zu stecken -- man spürt dann auch noch angenehme Minzfrische und die Eichennoten verstärken sich.

Geschmack und Abgang: Der erste Eindruck ist geprägt von reifer Süße. Das Prickeln ist nur zart vernehmbar, zur Fruchtigkeit gesellen sich Laub-, Moos- und Waldbodennoten, gefolgt von der Eiche. Im Abgang dominiert ebenfalls das Spiel exotischer Früchte mit den Laub- und Waldbodennoten, ehe die Eiche die Szenerie grundiert.

Aus dem Rotweinglas: Angenehmerweise sind hier Sherry und Pflaumen, Schwarzbeeren sofort präsent, ebenso die Eiche; all das untermalt von angenehmem Prickeln. Wie in der Nase kommen Banane und Mango etwas später dazu. Im Abgang wird die Eiche wieder stärker, Pflaumen und Mango spielen miteinander.

Fazit: Der Malt ist sehr fein; die 44 Jahre im Sherry Butt würde ich in einem Blindtest allerdings nie vermuten. Dafür melden sich in angenehmer Weise exotische Früchte wie Mango und Banane, leichtes Käsearoma inklusive. Aus dem Bordeauxglas sind Sherry und Dunkelfrucht eindeutig vorhanden. Aus dem Premium Snifter ergibt das für mich 91 Punkte, aus dem Bordeaux-Glas 92.5 Punkte. Ein Malt, mit dem man sehr viel Zeit verbringen kann.

Die Erwartungshaltung war sehr hoch. Im Vergleich etwa zu den alten Glassaughs (33/39 Jahre) oder dem 32jährigen G&M-Pulteney finde ich die Fruchtigkeit nicht ganz so vielfältig und ausgeprägt und das Zusammenspiel mit den Fassaromen weniger spannungsreich. Natürlich, das ist Jammern auf höchstem Niveau. Denn dass das ein guter Malt ist, steht außer Frage.

Liebe Foren- und Whiskyfreunde, jetzt wünsche ich Euch und uns allen frohe Weihnachten und eine schöne Zeit mit den Menschen, die wichtig sind um und für uns und mit denen Ihr gerne zusammen seid!