1000 Meilen links - Duc's Reise nach Schottland

kunze

Moin, moi,

ich sach nur mehr davon!

Georg

Dieses Reisetagebuch ist eine Perle. Ich hätte Dir 100 Tage Schottland gegönnt, nur um lange lesen zu können.
DANKE, Duc.

Oldie61

Es ist eine Wohltat diesen tollen Erlebnisbericht zu lesen.
Eine Perle des Forums.

Ich amüsiere mich köstlich. Hoffentlich geht es bald weiter.

Danke hierfür Duc.

Duc

Herzlichen Dank für eure liebenswürdigen Feedbacks.
Gestern wollte ich eigentlich berichten wie unser Tag auf Isle of Skye verlaufen ist, jedoch hatte meine Liebste spät Nachmittags die Idee unsere Nachbarn zum Essen einzuladen und ausserdem hätten wir ja immer noch unsere kleinen Mitbringsel von Schottland welche sie den beiden gerne geben würde. Nun dann schreib ich halt nachdem die beiden wieder nach Hause gegangen sind dachte ich mir, wird ja wohl nicht so spät werden da ich mit Alain (der Nachbar) am Sonntagmorgen um 5 Uhr losfahren wollte zum fischen.

Also eigentlich ist Alains Frau schuld, aber auch Alain weil er gerne was trinkt, aber ich vielleicht auch ein wenig weil ich noch Whisky Novize bin, den ich habe am Anfang wie jeden Tag meinen kleinen Whisky (einen 12 jährigen Glen Garioch der übrigens erstaunlich fein ist) um ca 18 Uhr genippt und erst danach daran gedacht das ja wenn Alain und seine Frau kommt es Apero geben würde und so kam es ja dann auch und weil letztes Mal Alain einen 12 jährigen Dalmore so toll fand (wegen dem Plastikhirsch, er ist auch Jäger) hab ich ihm einen eingeschenkt worauf er während wir den tranken meine zahlreichen Whiskyflaschen bestaunte und meinte, er würde da keinen davon kennen was in mir so eine Art Stolz auslöste weil ich dies für mich interpretierte er würde mich für einen Whiskykenner halten und so offerierte ich ihm auch noch den Cirgar Malt von Dalmore als Steigerung zum ersten und den fand er umwerfend toll so dass nach dem Essen sein Blick gleich wieder begehrlich zum Whiskymöbel wanderte was mir erlaubte den Glendronach Parliament zu holen und ihm die Geschichte von unserem missglückten Besuch zu erzählen während wir zusammen ein Glas dieses wirklich tollen sherryfassigen genossen, dann aber ein wenig unter Druck kamen als ich mich erhob (ich fühlte mich mittlerweile wie der kleine Bruder von Horst Lüning) und Alain auch noch den gerade neu erstandenen 15 jährigen Revival einschenkte (mir auch) weil seine Frau ( die von Alain, nicht die von Herr Lüning) guckte ihn streng an was ich von anderen Anlässen kannte weil dies hiess dass sie so Alain zu verstehen gab es würde langsam reichen und nur dank meiner Liebsten welche die Frau von Alain auf die Terasse nahm auf eine Zigarette konnten wir dann den Revival uns zuführen, begleitet von meinen Fachkundigen Informationen über die Herstellung von Whisky und die Verwendung von Bourbon und Oloroso Fässern als die Frau von Alain reinkam und uns erinnerte wir würden doch morgen früh fischen gehen wollen und sollen uns nun zur Nachtruhe begeben was mir in meinem Enthusiasmus des gefühlten Whisky Masters erlaubte einen letzten Dram Arran (old particular 18 Jahre) einzuschenken da dies auch der war von welchen ich ein paar samples dem Alain von Schottland mitgebracht hatte und so konnte er den noch schnell probieren um dann fröhlich mich zum Abschied küssend sich von seiner Frau sanft über die Strasse nach Hause bugsieren zu lassen.

Und dann klappte es mit dem Schreiben nicht mehr so ganz - aber morgen mach ich weiter mit dem Isle of Skye - das ist eigentlich alles was ich 'kurz' sagen wollte, versprochen.

Liebe Grüsse Duc

ThinLizzy

Ganz großes Eishockey (oder auch Tennis, etc., setz' einfach deine favorisierte Sportart ein...), deine Berichte, Duc...8) Wollte es eigentlich schon nach dem Ersten geschrieben haben.

Bin schon gespannt auf morgen...

Murxus

Da schließe ich mich mal ThinLizzy an!
Es gibt Leute, die schreiben viel.
Und es gibt Leute, die schreiben gut.
Und wirklich selten gibt es Leute, auf die beides zutrifft.
Mein lieber Duc, du bist von denen einer, und (auch wenn ich bis jetzt noch nicht deine ganze Reise nachverfolgt habe) ich freue mich darauf deine Reise-notes zu lesen genau wie auf einen guten Dram Whisky zum richtigen Zeitpunkt. Slainte!

Duc

***5. Tag***

Draussen ist s noch dämmrig, wie immer erheben wir uns zeitig um 7 Uhr morgens von unserem Nachtlager, ein Blick aus dem Fenster über den (oder das ?) Loch Alsh schweifend bestätigt Glaube, Liebe und vor allem Hoffnung - kein Wölklein weit und breit und somit viel Platz für Sonnenschein und damit verbundene Hochgefühle sowie die Aussicht auf Weitsicht in die Landschaften der Isle of Skye die ja besonders schön sein sollte - ein herrlicher Morgen also und flugs sind wir rasiert (ich) und neu verputzt (die Liebste) und gehen runter zum Frühstück. Das Visa Terminal Tischchen ist diesmal von einer richtigen Receptionistin besetzt welche auch gleichzeitig den Frühstückraum managt und so wirkt das B & B eher schon wie ein normales, kleines Hotel.

Dieser Eindruck hält etwa 3 Minuten an bis Norman eintritt, uns sofort freudenstrahlend entdeckt, sofort an unseren Tisch sitzt und sich nach Wohlbefinden wie auch Plänen für den Tag erkundigt. Wir erklären ihm, das wir heute zuerst Richtung Carbost fahren werden, dort in der Gegend dann in die Talisker Bay wandern und danach um 13:30 eine Tour in der gleichnamigen Distillery unternehmen würden. Norman schnappt sich meine Serviette, skizziert die Umrisse von Skye darauf, fixiert mich durch die schräg sitzend Brille und sagt eindringlich ' don't go as a tourist as you will not see Skye', gefolgt von einem längeren Diskurs über die unseelige Brücke welche das Festland mit der Isle of Skye verband und welche der Insel die Seele gestohlen hätte. Puhh, das war nun doch sehr kryptisch, hatte ich ja noch nicht mal einen ersten Kaffee intus und so war ich froh als er sich offensichtlich daran erinnerte, dass das Aufnehmen von Frühstücksbestellungen eine der Nummern war für welche er zuständig war. 'I'll be back after the breakfast' - sprichts und läuft in die Küche, nicht ohne vorher im Salon die Stereo Anlage mit dem klassischen Stücke 'Samson und Delilah' von Camille Saint Saens aufzudrehen, dies in der Lautstärke eines Guns and Roses Konzert welches in den Frühstücksraum dröhnt was sämtliche Gäste sehr verwundert vom Frühstücksteller aufblicken lässt.
Ein paar Minuten später kommt die Dame vom Visa Terminal Tischchen und rennt mit entschuldigendem Blick in den Salon um die Musik wieder auf 'bewegt-keine-Kaffetässchen' Lautstärke zu reduzieren und Norman aus der Küche zu verbannen worauf er sich am Nebentisch bei den Amerikanern nieder- und über die Dame des Hauses auslässt.

Wir schaffen es so unser Frühstück ohne Norman einzunehmen und nachdem wir alles gepackt haben und auszuchecken, uns von Norman herzlich zu verabschieden wobei er ein so schelmisches Grinsen aufsetzte das ich sicher war, er genoss die Rolle als verrückter Alter von Kyle of Lochalsh und ich nahm mir vor ein wenig davon anzuwenden sollte ich dereinst im Alter sein wo ich mich nicht mehr so genau erinnere wie alt ich bin.

Der Weg nach Skye führte über eine Brücke welche die Insel mit Kyle of Lochalsh verbindet. Danach fährt man ein paar Minuten durch eine Gegend wie Grevenbroich im Frühling nachdem der Hausverputz entdeckt wurde um sich unvermittelt in einer hügeligen Gegend wiederzufinden die es sich zur Aufgabe gemacht hat mit jedem Kilometer adretter daherzukommen. Wie wenn dies nicht gereicht hätte setze ein Sprühregen (der erste seit fast einer Woche) aus grösstenteils sonnigem Himmel ein. Und dann wurde es echt magisch - ich hatte ja in meinem Leben schon oft einen Regenbogen gesehen aber was die schottische Natur da hinzauberte war unglaublich. Der Regenbogen war kein Bogen sondern eine Art farbiger Wasserfall ins Meer - ein unglaubliches Spektakel von betörender Schönheit. So kurvten wir die immer enger werdenden Strassen Richtung Talisker Bay, meine Liebste war stumm die Landschaft am bestaunen (danke liebliche Landschaft ) und so kam ich ohne Kritik am Fahrstil in Talisker an wo wir unseren Wagen neben Schafen und Pfauen beim Talisker House parkierten. Der Spaziergang zur Talisker Bay dauert etwa eine halbe Stunde und bot ein echt spektakuläres visuelles Szenario, links schroffe Felsnadeln aus dem Meer, rechts ein tosender Wasserfall der aus sehr grosser Höhe sich auf den steinigen Strand ergiesst dazwischen ein majestätisch breiter Strand. Ich wäre gerne da eine Stunde hingesessen, hätte gerne einfach das auf mich wirken lassen, jedoch mussten wir bald wieder zurück da wir um 13:30 in der Talisker Distillery sein mussten und immer noch am Glendronach Trauma litten. So brachen wir ein wenig wehmütig auf und versprachen uns bei der nächsten Reise mehr Zeit für die einzelnen Orte einzuplanen.

Also flugs retour zum Auto und ab in die Talisker Distillery. Dort angekommen stellte ich einen kleinen aber nicht unerheblichen Fehler in meinem Plan fest - ich hatte das Mittagessen vergessen einzuplanen (oder nahm vielleicht an da würden die McDonalds gleich über der Strasse zu finden sein) auf jeden Fall startete ich die Tour und Degustation mit mehr oder weniger leerem Magen aber als Schottland Kenner mit 4.5 Tagen Erfahrung war ich zuversichtlich das Tasting tapfer zu überleben. Die Tour selber war sehr ähnlich wie die von Glenfiddich, die einzelnen Schritte zur Whisky Herstellung waren aber besser präsentiert. Nach der Tour wurden wir in den Tasting Raum geführt wo die Tasting Tour, Teil Tasting stattfinden sollte.

Liebe Freunde dieses Forums - erlaubt mir nun eine leise Kritik, mir nachsehend das ich noch Novize in Sachen Whisky bin - das Tasting für 35 £ (meine Liebste durfte für 8 £ mit rein sitzen und erhielt eine Karaffe Wasser) waren die längsten 2 Stunden meines Lebens - stellt euch einen Herrn mittleren Alters vor der euch enthusiastisch bis in die Schirmspitze begrüsst und mindestens drei bis viermals betont, wir würden nun eine so amazing time haben zusammen und er sich ja so freut uns den Talisker vorzustellen, diese so amazing distillery, the only one on Skye - soweit war das ja ok aber was danach folgte war kommunikative Folter der übelsten Art. Der nette Herr sprach und sprach und sprach und war so furchbar langweilig, dass sich meine Liebste verabschiedete und mein Gegenüber nach dem dritten Glas schlichtweg eingeschlafen ist was ich ganz amüsant fand weil ich ihn so beobachten konnte wie er immer wieder wegnickte und dabei das Deckelchen von seinem Glas an dem er sich festhielt, aber nicht degustieren konnte weil der Tasting guide immer noch sprach, runterkullerte und klappernd auf den Tisch fiel was ihn wieder jeweils ruckartig aufwachen liess.

Zwischendurch durften wir dann auch an den Gläsern nippen, mir hat der 25 jährige ganz gut zugesagt, hingegen hat der Port Ruighe und der 57 North keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und die weiteren zwei habe ich schlichtweg vergessen.

Nach über 2.5 Stunden fand ich mich glücklich im Auto retour, ein wenig angedüdelt da immer noch mit leerem Magen und so fütterte mich meine Liebste mit schottischen Keksen und Wasser was sehr schnell die Wirkung des Alkohols reduzierte und nach kurzer Zeit und viel frischer Luft konnten wir die Reise fortsetzen. Die Reise führte uns leider bereits retour auf s Festland (mit dem Versprechen bald wieder zu kommen und Skye wirklich zu erkundigen da wir hier definitive zuwenig Zeit eingeplant hatten) Richtung Invergarry wo wir ein Zimmer auf einem Schloss (Glengarry Castle) gebucht hatten und ich endlich mal wie ein echter Duc logieren durfte.

So neigte sich unsere erste Schottland Tour langsam dem Ende zu – dieses hielte aber für uns für die bis anhin ein wenig glücklosen Distillery Touren einen mehr als versöhnlichen Abschluss bereit welcher die Woche zu einem vollen Erfolg machte. Davon aber mehr in der letzten Folge meiner kleinen Reisegeschichte.

liebe Grüsse
Duc

TomBombadil

Vielen, vielen Dank für diesen tollen Reisebericht.

War diesen Sommer auch das erste Mal in Schottland (1Woche Islay) und bestimmt auch nicht das letzte Mal, aber beim lesen dieses Reiseberichts kriegt "Mann" Lust sofort die Koffer zu packen und morgen früh loszufahren.

Gruß Tom und immer einen guten Dram Whisky im Glas

maltaholic

Du solltest mal überlegen, hauptberuflich Reiseberichte oder Shortstories zu schreiben. Liest sich klasse...

Vielen Dank.

Oldie61

"maltaholic" schrieb:
Du solltest mal überlegen, hauptberuflich Reiseberichte oder Shortstories zu schreiben. Liest sich klasse...

Vielen Dank.

Der Meinung bin ich auch.
Erinnert mich ein wenig an Tommy Jaud.