Griaß euch Madln und Buam,

chico61 · 21. Februar 2018 um 13:55

nach langen Jahren des stillen Mitlesens habe ich mich am 10.08.2016 hier im Forum angemeldet und möchte mich jetzt auch offiziell vorstellen, bevor ich noch als Karteileiche ende.

Im richtigen Leben heiße ich Ralph, wohne und lebe in einer neuen Großstadt mit Provinzcharakter, im Freistaat Bayern. Wie mein Nickname chico61 schon aussagt bin ich Jahrgang 1961, also ein alter Knochen, aber manchmal immer noch ein kleiner Junge.

Wie ich zum Whisky kam...dann lasst mich mal ein bißchen ausholen und zurück in das Jahr 1979 gehen. Kurz nach meinem 18. Geburtstag verschlug es mich in das einzig ansässige Feinkostgeschäft meines Wohnortes und ich irrte planlos in der Schnapsabteilung umher. Bis, ja bis auf einmal ein Ehepaar neben mir stand und ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn suchte – „Whisky, Glenfiddich, ja den trinkt er doch so gerne, wo isser denn.“

Marlboro, Camel, Whisk(e)y, John Wayne, Rauchende Colts = Wilder Westen = Amerika = Freiheit, da waren plötzlich die Bilder und einem „Muß-ich-auch-haben-Reflex“ folgend, packte ich eine davon ein und nahm sie mit. Natürlich wurde der Glenfiddich umgehend probiert......

Damit war das Thema Whisky vorerst abgehakt und ich wendete mich anderen, damals angesagteren Spirituosen, wie Barcadi zu.

Es vergingen ein paar Jahre, die Hörner waren abgestoßen, Alkohol mehr oder weniger uninteressant geworden und außerdem war für solche Sperenzchen kein Geld vorhanden – es gab andere Prioritäten, Heirat, Frau, Kind und Haus.

Die Angels aber hatten mich nicht vergessen und Anfang der 90er traf ich sie wieder und zwar in Asien. Aufgrund meiner neuen beruflichen Tätigkeit hatte ich sehr viel in Asien zu tun und wurde dort in die hohe Kunst des Whiskytrinkens chinesischer und indischer Art eingeführt. Man nehme einen Tumbler und fülle ihn zur Hälfte mit Eis, gieße 2 cl guten schottischen Single Malt Whisky darüber und fülle das ganze mit 4 cl eiskaltem Wasser auf. Nee, ohne mich dachte ich mir nach dem ersten Glas und trank den Whisky nur noch pur, sehr zum Entsetzen meiner Begleiter.

Nach und nach kam ich in den Genuß von Glenlivet 12, Macallan 10 und 12, Lagavulin 16, Laphi 10, Tomintoul 10 in der berühmt berüchtigten Parfümflasche und noch einigen anderen, welche ich vergessen habe. Mein Interesse war wieder geweckt, wofür ich heute noch dankbar bin. Zurück in good old Germany machte ich mich natürlich umgehend auf die Suche nach Single Malt Whiskies, welch schweres Unterfangen – es gab ja bei uns in der Provinz nichts.

Manchmal aber muss man Glück im Leben haben, denn eines Tages fiel mir in einer Illustrierten eine Anzeige von TheWhiskyStore aus Seeshaupt auf. Ich natürlich sofort einen Brief geschrieben, mit der Bitte um Zustellung eines aktuellen Kataloges – zur Info : Den Brief schrieb ich noch mit der Hand, da keine Schreibmaschine und schon gar kein email vorhanden war – heute kaum noch vorstellbar.

Dieser Katalog wurde zu meiner Tages-, Abend- und Nachtlektüre – in meinen Träumen generierte ich Bestellungen und kaufte kistenweise Whisky ein – es war wunderschön, bis ich aufwachte und mich die Realität wieder einholte. Den Katalog habe ich übrigens heute noch.

Auch meine persönliche Geschmacksrichtung habe ich mittlerweile gefunden, Ben Nevis (dreckig, ölig, old school), Glengoyne (fruchtig, zart fast zerbrechlich), Glendronach (Sherry, Sherry), Laphroaig und Lagavulin (ich gehe gerne zum Zahnarzt und esse gerne Schinken), Glen Grant – die älteren Sherrybomben und natürlich auch den 5-jährigen für Italy, hauptsächlich im Sommer oder auch zum „Erden“.

Meine momentanen Favoriten bei den UAs sind Meadowside Blending, Signatory und G&M.

Ich bin aber trotzdem immer auf der Suche nach neuen interessanten Abfüllungen und UAs und versuche auch über den Tellerrand zu blicken.

Meine Zukunft im Whiskyleben....

Ich bin froh diesen Weg gegangen zu sein, sich selbst durchzuprobieren und die Abfüllungen der einzelnen Destillen und deren Ranges zu vergleichen (wenn überhaupt möglich), sich ein eigenes Geschmacksbild zu machen und selbst zu entscheiden, was denn als nächstes aufgerissen und probiert wird - kein Nosingwheel, keine Tastingnotes, einfach nur Geschmack.

Im Laufe der Zeit hat sich einiges verändert, heutzutage kann man an jeder Straßenecke das geliebte Lebenswasser kaufen, die Destillen und die UAs bringen alle 5 Minuten neue Abfüllungen raus, manche kann man trinken, manche muss man trinken, da man sie ja für viel Geld gekauft hat oder im Ausguss entsorgen - Blasphemie.

Ich habe mir über die Jahre hinweg einen kleinen Vorrat angelegt und sehe der Entwicklung NAS, neue Destillen, Hype-Hype-Hyper gelassen entgegen und lasse es auf mich zukommen.

So, jetzt beende ich schön langsam meine Vorstellung bevor ich schon in meinem ersten Beitrag nerve - ist ganz schön lang geworden für so einen schreibfaulen Zeitgenossen wie mich. Ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß an meinem Geschreibsel und seid noch wach.

Für meine Zeit im Forum wünsche ich mir und euch einen gegenseitigen und netten Austausch von Wissen und Informationen, Samples, Teilungen und Diskussionen - und nicht zu vergessen, auch Blödsinn, denn man sollte vieles nicht allzu ernst nehmen, auch nicht den Whisky.

Macht es gut, immer einen dram im Glas und Slainte Mhath....

Ralph