Kennt Ihr auch den Whisky-Blues?

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  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 22. August 2014 um 18:09
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    @Fritze: Ich sehe da (ganz unbluesig:wink:) drei Hauptprobleme/-fragen:

    1. Bist du Alkoholiker/suchtgefährdet?
    Keine Ahnung. Wir hatten hier schon diverse "Trinke ich zu viel?"/"Was trinkt ihr so?"-Threads und ich fand die immer ziemlich fragwürdig. Da kommt dann immer ein "Schön, dass du dir drüber Gedanken machst.", 20 Leute bestätigen, dass sie mit derselben oder einer größeren Trinkmenge prima auskommen und Topwerte haben und die Welt ist schön. Wenn dir diese Frage *wirklich* unter den Nägeln brennt, frage jeamden, der was davon versteht (und nicht deine virtuellen Saufkumpane = uns), klär das beim nächsten Arztbesuch etc.

    2. Vernachlässigst du über dein Hobby Frau, Kinder, Freunde, anderes Wichtiges?
    Keine Ahnung, das kann dir mit jedem Hobby so gehen, das ist unabhängig von Whisky/Alkohol/Forum. Und das können wir als Außenstehende nicht einschätzen. Wenn dir diese Frage *wirklich* unter den Nägeln brennt, frage die betreffenden Leute.

    3. Kannst/solltest du mit deiner Zeit/deinem Geld was Wichtigeres/Sinnvolleres anstellen?
    Das kannst du immer, solange du nicht die ärmste/kränkste Sau auf dieser Erde bist und nicht 100% deiner Zeit dafür sorgst, dass es allen Menschen dieser Erde gleich gut geht, du der schlaueste Mensch auf Erden bist und dein Wissen in die Rettung der Zukunft und des Planeten investierst...
    Kann man es angesichts des Klimawandels verantworten, auch nur einen Tropfen Sprit zu verbrennen, nur um Alkohol durch die Gegend zu transportieren? Angesichts des Hungers, Getreide zu Whisky zu machen, anstatt es an afrikanische Kinder zu geben?
    Macht Urlaub im Nachbardorf und verblast nicht sinnlos Ressourcen, um nach Mallorca oder Schottland zu kommen!
    ... kurzum, du könntest dir jeden Spaß ausreden. Ist es dein Geld, dass du dir redlich verdient hast? Deine Freizeit, in der du nicht anderem verpflichtet bist? Dann mach, was dich glücklich und zufrieden macht und entspannt und erholt.

    Zu den Fragen 1&2: Das sind ja nun "ernste" Dinge. Wenn dein Gehirn dir diese wieder und wieder in den Vordergrund schiebt und du dich dazu genötigt fühlst, hier öffentlich einen Seelenstriptease vor wildfremden Leuten zu machen, ist da vielleicht wirklich was dran. Kümmer dich drum. Egal wieviel "Schön, dass wir drüber geredet haben" hier kommt, wieviel "nicht so schlimm", "so viel trinke ich auch" usw., klär das an den richtigen Stellen. Und wenn dein Arzt beim regelmäßigen Besuch sagt, alles OK, deine Familie sich mit dir freut, wenn du stolz deine neueste Erwerbung im Schrank platzierst, die Freunde dich in Sachen Whisky um Rat bitten und nicht genervt abwinken, weil du schon wieder unaufgefordert damit anfängst, dann geht auch der Blues weg.

    "Every question I answer will only lead to another question", 'Mother', Lost S06E15
    Whisky-Chat-Stammtisch auf Whisky.de / TWS-Ersatzchat / Treffpunkt alt
    Proben: mein komisches Zeuchs / WID-Nummern in Link verwandeln

    ___________________________________________________________________

    User-Moderator - bei Problemen bitte PN - Grau = "Dienstfarbe"

  • Unbekannt
    Themenersteller
    Dabei seit: -Bewertungen:
    , letzte Änderung 23. August 2014 um 02:03
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    So, nun möchte ich endlich etwas genauer auf Eure Posts eingehen.
    Vielen Dank noch einmal an alle, die sich hier schon beteiligt und teilweise auch sehr persönliche Details preisgegeben haben.

    Bonamalt hat es sehr schön ausgedrückt: So es ist eigtl alles gesagt, wie fast immer hier: tolle,ehrliche Statements von Menschen, die gut formulieren können und sich Gedanken machen. Das ist eine Sache die mir in diesem Forum gut gefällt, dass hier viel "Hochprozentiges" im geistigen Sinne veröffentlicht wird. Ein Grund warum ich hier täglich zumindest einige Minuten unterwegs bin.
    Genau das ist auch der Grund gewesen, warum ich mich hier im Forum angemeldet habe.

    Übrigens, die Tatsache, dass ich auch jetzt weiter im Forum aktiv bin, bedeutet logischerweise, dass ich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt positive Antworten auf meine eigenen Fragen gefunden habe.

    Einige haben geschrieben, dass sie neben Whisky noch weitere zeitaufwendige und kostenintensive Hobbys haben - Motorrad, Bergwandertouren, Musik, Gitarren im Besonderen, Autos; Computerspiele etc. (noch ein "übrigens": ich habe früher selbst ausgiebigst Computerspiele online gespielt; gerne auch auf amerikanischen Servern. Aus diesen Zeiten stammt dann auch mein Nick hier...).
    Und dass diesen Hobbys eben manchmal zuviel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Und dann ist es gerade wichtig, dass man sich selbst immer mal wieder auch hinterfragt, ob noch alles "im grünen Bereich" ist.

    Die ganzen Fragen, die ich im Eingangspost geschrieben habe, stellen sich mir ja auch nicht immer gleichzeitig. Es ist halt situationsabhängig: Wenn ich mal wieder abends vor dem Rechner sitze und hier poste, dann ist es meine Partnerin, die eventuell allein im Haus herumsitzt und doch bestimmt lieber Zeit mit mir verbringen würde.
    Stehe ich gerade im Laden vor einer Flasche, die ich eigentlich nicht brauche und trotzdem gerne haben möchte, dann kommen natürlich die finanziellen Aspekte hervor. (Den Satz von MacFreibier sollte ich da wohl öfter beherzigen: Auch kaufe ich keine teuren Whiskies mehr aus dem Grund eine Geschmacksgranate oder die bisher ausgebliebene Offenbarung zu finden. Da wurde ich schon zu oft enttäuscht und sehe das mittlerweile realistisch.)


    Nebenher gesagt: aus meiner Sicht gibt es gar keine einfachen Antworten auf die genannten Fragen. Wann ist die Zeit für die Kinder zu wenig? Wann ist die hier so schön benannte "ME-Time" nicht ausreichend berücksichtigt? Wann wird aus Kümmern-um-andere eine Missachtung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse?
    Das sind meiner Meinung nach absolute Grauzonen. Was heute noch zutrifft, kann morgen schon falsch sein.

    Und genau deswegen hinterfrage ich mich immer mal wieder. Um eben nicht den Punkt zu verpassen, an dem das Pendel zu weit zu einer Seite ausschlägt.

    Danke an kraeftigen _2.0 für Deinen Post; ich finde es absolut toll, wenn man nicht nur versucht die Position anderer zu erfassen, sondern wenn man noch den nächsten Schritt geht und zu ergründen sucht, WARUM jemand genau diese Position hat.
    Mach Dir keine Gedanken, momentan ist da eigentlich genug Zeit für die Kinder und annähernd genug Zeit für die Partnerin (glaube ich zumindest – aber welcher Mann weiß schon wirklich was im Kopf seiner Frau vorgeht...). In dem Moment, wo ich das Gefühl bekommen würde, dass es nicht mehr passt, würde ich das Hobby Whisky tatsächlich extrem reduzieren.

    T.Harris hat es angesprochen und andere haben beigepflichtet: Foren selbst sind es, die uns manchmal dazu treiben, die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren und die Ansprüche viel zu weit zu verschieben. Das habe ich an mir auch schon bemerkt und versuche immer, diesen Fakt bei der nächsten Flaschenteilung zu berücksichtigen. Klappt bis jetzt leider nicht so ganz gut.
    Andererseits sind es aber genau solche Foren, die aus dem einsamen Hobby plötzlich eine gemeinsames Interesse mit vielen anderen Menschen machen. Und ich für meinen Teil habe bisher sehr von diesem Forum profitiert. Seien es nun Hintergrundinformationen zu Destillen, demnächst erscheinenden Whiskys oder schlicht und ergreifend interessante Stellungnahmen wie jetzt hier im Thread. Wer würde z.B. schon freiwillig auf die "semierotischen" (ist ein Zitat!) Notes von ASWhisky verzichten wollen oder die lustigen Bilder von Malzmichel?
    Aber klar ist auch: Aufpassen muss ich trotzdem. Selbst während der Arbeitszeit schaue ich immer mal wieder auf Whisky.de vorbei, um nur ja nichts interessantes zu verpassen – und dass ist dann wirklich "krass".

    Ich werde den Hinweis von ASWhisky berücksichtigen, und versuchen mehr zuhause zu kommunizieren um dadurch Verständnis zu erlangen bzw. um Unverständnis schnell zu erkennen.

    Die gesundheitlichen Aspekte des Alkoholkonsums kann ich für mich ganz gut relativieren. Sowohl meine y-GT als auch ASAT und ALAT sind in Ordnung. Ich habe auch nie wirklich gedacht, dass ich jemals körperlich von Alkohol abhängig werden könnte. Allerdings ist die psychische Komponente einer Sucht in meinen Augen auch nicht zu vernachlässigen und ich glaube, es ist viel schwieriger, die rechtzeitig zu erkennen.
    Und das geht schon los bei der Jagd nach speziellen Whiskys. Da ging es mir ähnlich wie Tom na Gruagaich: ich habe verschiedenste Shops abgeklappert, nur um noch an einen 21jährigen Bruichladdich zu kommen. Das wurde zwischenzeitlich fast schon zu einer Besessenheit und löste sich erst auf, als ich die Flasche dann endlich hatte. Ich meine, dass ich im Moment nicht mehr ganz so extrem reagieren würde, aber bin ich mir wirklich sicher? Nein. Und da sind wir dann bei psychischer Abhängigkeit – der unbezwingbare Wunsch, etwas Besonderes besitzen zu wollen und die Gedanken, die sich nur noch um dieses eine Ding drehen.
    Lutz64 schrieb: Diese Hobbies geniesse ich als Ausgleich für den anderen wesentlich grösseren Teil meines Lebens als Ehepartner, Vater und Berufstätiger mit mehr als 60h die Woche....
    Jedes Hobby lebe ich mit normalen Menschenverstand in Bezug auf Zeit, Geld und Familie.
    Genau das versuche ich auch immer. Aber wer sagt Dir bescheid, wenn der gesunde Menschenverstand gerade Urlaub hat? Das ist leider gar nicht immer so offensichtlich und einfach wie es eigentlich wünschenswert wäre.

    P.S. Einen Satz von Gloin, den man sich eigentlich einrahmen sollte: Das Internet bzw. das Forum ist ein großer Gleichmacher, der uns glauben lässt, wir säßen alle in einem Boot, doch man muss sich einfach mal vor Augen führen, dass das ein Illusion ist.


    P.P.S. @ Marko_I : Ein "Seelenstriptease"? Denke ich nicht, dass es das ist. Denn zu einer Seele gehört doch auch immer ein Körper; ein Mensch der sie beherbergt. Und den gibt es hier nicht. Hier gibt es nur die Buchstaben F, R, I, T, Z, E, K, R, A, U, T, M, A und N. Niemand hier kennt mich persönlich, deshalb ist es ja auch im Internet so einfach, Gedanken zu äußern, selbst wenn sie vielleicht etwas tiefer unter die Oberfläche gehen sollten.

  • GuyIncognito User GuyIncognito Dabei seit: 13.01.2012Beiträge: 1,023Bewertungen: 2
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    Ok hier stehen einige sehr offene und gehaltvolle Zeilen, denen man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen kann.
    Was ich von meiner Seite nochmal unterstreichen kann ist die relative Gewichtung der vielen Gefahren die unser Hobby mit sich bringt! Alkohol ist ein Nervengift dessen Übermäßiger Konsum schwere Folgen haben kann. Was mäßiger Konsum ist, ist nicht wirklich unstritten (gibt ja klare Hinweise von WHO und Co) aber am Ende doch noch von vielen anderen Faktoren abhängig (z.B. Genetische Veranlagung). Glücklicherweise lässt sich die rein körperliche Gefahr relativ gut objektiv messen (Blutwerte, Fitness, Symptome einer körperlichen Abhängigkeit)und somit kann man ihr vorbeugen.

    Für mich persönlich viel schlimmer sind die eher "Soften" Themen wie Kaufsucht, Sammelwahn,Sampelstau, Internetsucht und die daraus resultierenden Folgen für das Privatleben. Hier muss ich für meinen Teil viel stärker aufpassen. Ich zum Beispiel komme kaum ohne Internet klar und einer meiner ersten Aufrufe sind die beiden Foren in denen ich"aktiv" bin. Aber bei all den Gefahren gibt es auch hier neben dem reinen Spaß am Hobby positive Aspekte. Das persönliche soziale Netz ist im Laufe eines Lebens diversen Wandeln erlegen... Und aus meiner Sicht ist es durchaus schön dieses um Bekanntschaften aus dieser Gemeinschaft zu erweitern. Wenn dafür ein Schulfreund von Anno dazumal aus meiner "Weihnachtskartenliste" fällt ist das einfach der normale Lauf der Dinge.

  • HerrRossi User HerrRossi Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
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    "FritzeKrautman" schrieb:
    Die gesundheitlichen Aspekte des Alkoholkonsums kann ich für mich ganz gut relativieren. Sowohl meine y-GT als auch ASAT und ALAT sind in Ordnung. Ich habe auch nie wirklich gedacht, dass ich jemals körperlich von Alkohol abhängig werden könnte. Allerdings ist die psychische Komponente einer Sucht in meinen Augen auch nicht zu vernachlässigen und ich glaube, es ist viel schwieriger, die rechtzeitig zu erkennen.
    Und das geht schon los bei der Jagd nach speziellen Whiskys. Da ging es mir ähnlich wie Tom na Gruagaich: ich habe verschiedenste Shops abgeklappert, nur um noch an einen 21jährigen Bruichladdich zu kommen. Das wurde zwischenzeitlich fast schon zu einer Besessenheit und löste sich erst auf, als ich die Flasche dann endlich hatte. Ich meine, dass ich im Moment nicht mehr ganz so extrem reagieren würde, aber bin ich mir wirklich sicher? Nein. Und da sind wir dann bei psychischer Abhängigkeit – der unbezwingbare Wunsch, etwas Besonderes besitzen zu wollen und die Gedanken, die sich nur noch um dieses eine Ding drehen.



    Ok - jetzt wird dieser "Blues" verständlich! Aber, das hat meiner Meinung nach nichts mit Whisky zu tun, sondern mit einer anderen "Sucht" - dem Sammeln.

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
  • HolgerT. User HolgerT. Dabei seit: 29.07.2011Beiträge: 5,109Flaschensammlung:MedizinschrankBewertungen: 48
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    @ FritzeKrautman:
    Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Realistisch betrachtet verwende (vergeuden wäre dann doch übertrieben) ich auch zuviel Zeit mit dem Hobby Whisky.
    Bei manchem/r frage ich mich aber ernsthaft: Was macht diese Person ausser im Forum schreiben, FT anbieten/teilnehmen, Whisky verkosten, an Messen teilnehmen...
    Wenn ich mir einen verheirateten Familienvater/Mutter vorstelle, der/die vielleicht noch ganztags arbeitet, dann kann man sich schon Sorgen um Partner/Kinder machen.

    Blindverkostung öffnet die Augen...
    Gloin gefällt das
  • Unbekannt
    Themenersteller
    Dabei seit: -Bewertungen:
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    "HerrRossi" schrieb:
    "FritzeKrautman" schrieb:
    Die gesundheitlichen Aspekte des Alkoholkonsums kann ich für mich ganz gut relativieren. Sowohl meine y-GT als auch ASAT und ALAT sind in Ordnung. Ich habe auch nie wirklich gedacht, dass ich jemals körperlich von Alkohol abhängig werden könnte. Allerdings ist die psychische Komponente einer Sucht in meinen Augen auch nicht zu vernachlässigen und ich glaube, es ist viel schwieriger, die rechtzeitig zu erkennen.
    Und das geht schon los bei der Jagd nach speziellen Whiskys. Da ging es mir ähnlich wie Tom na Gruagaich: ich habe verschiedenste Shops abgeklappert, nur um noch an einen 21jährigen Bruichladdich zu kommen. Das wurde zwischenzeitlich fast schon zu einer Besessenheit und löste sich erst auf, als ich die Flasche dann endlich hatte. Ich meine, dass ich im Moment nicht mehr ganz so extrem reagieren würde, aber bin ich mir wirklich sicher? Nein. Und da sind wir dann bei psychischer Abhängigkeit – der unbezwingbare Wunsch, etwas Besonderes besitzen zu wollen und die Gedanken, die sich nur noch um dieses eine Ding drehen.



    Ok - jetzt wird dieser "Blues" verständlich! Aber, das hat meiner Meinung nach nichts mit Whisky zu tun, sondern mit einer anderen "Sucht" - dem Sammeln.




    Hallo HerrRossi!

    Ganz so eng wollte ich es dann doch nicht verstanden wissen. Und wie ich schon geschrieben habe, geht es für mich darum, mich selbst und mein Verhalten zu hinterfragen. Das gilt auch für die Menge des Whiskykonsums. Auch wenn ich mir jetzt diesbezüglich noch keine großen Sorgen mache heißt das nicht, dass ich gar nicht darüber reflektiere. Denn: welcher Alkoholiker hat seine Karriere mit dem Ziel gestartet, Alkoholiker zu werden? Wohl keiner. Trotzdem haben diese Leute dann irgendwann den Absprung verpasst.
    Das soll mir möglichst nicht passieren.

  • HerrRossi User HerrRossi Dabei seit: 28.08.2013Beiträge: 1,371Bewertungen: 0
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    Keine Frage, es ist in jeder Lebenslage gut und sinnvoll sich zu hinterfragen. Und natürlich muss sich jeder selbst kontrollieren, ob der Alkoholkonsum grenzwertig ist oder nicht.
    Ich stelle nur fest, dass bei Whiskytrinkern ganz andere Maßstäbe gelten, als z.B. bei Biertrinkern.

    Wer jeden Abend eine Flasche Bier trinkt, würde wohl nie in den Verdacht kommen, ein Alkoholproblem zu haben, oder gar Alkoholiker zu sein. Jeden Abend 3 Whiskies und du bist ein Spritty. Obwohl die Menge an Alkohol ungefähr identisch ist.

    Wahrnehmung halt.

    Das Glück hab ich übrigens gefunden: MoS Diamond Glengoyne 40y 1972
    Albaron gefällt das
  • Didier User Didier Dabei seit: 06.05.2014Beiträge: 3,981Flaschensammlung:Meine LimonadenkisteBewertungen: 0
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    Wenn ich das hier so lese, kommt mir hauptsächlich ein Wort in den Sinn:

    Sucht

    Vor über 30 Jahren habe ich mal geraucht. Nicht nur Kippen, auch Pfeife wie ein Verrückter und es mussten alle möglichen Pfeifen gekauft werden.
    Nun, lange vorbei.

    Weil ich das Bergsteigen für mich entdeckt hatte, ging das mit dem Rauchen nicht mehr. Ich lernte dann einen Freund kennen, der in einer Klink für Alkoholkranke arbeitete. Der erzählte mir was von

    Suchtverlagerung.

    "Aha" dachte ich, "darum also so viel Schokolade".

    Ich denke, wir suchen alle irgend etwas im Dasein. So eine Suche kann zur Sucht werden.
    Zwischenzeitlich hatte/habe ich so einige Hobbys ausprobiert. Bin ja eh ein furchtbar neu - gieriger Mensch und muss Vieles ausprobieren. Und so haben sich im Verlauf der Jahre etliche Dinge im Haus ange - sammelt. Diese Sammelsucht zeigt sich auch beim ganz normalen Einkaufen. Meine Frau will die aufgebrauchten Nudeln ersetzen, ich lege noch ein Packerl dazu, weil - Vorräte. Ein Glück daß wir 'ne Speisekammer haben.

    Nun ist es eben der Whisky.

    Seit ich damit begonnen habe, meint meine Frau ich sei ruhiger geworden und sie hat nicht alleweil die Sorge, daß ich zu viel trinke. Weintrinker kennen das vielleicht - man öffnet eine Flasche und weiß, daß sie am anderen Tag einfach meist lätschert schmeckt. Also gluckert man se wech, wenn man anderentags nicht was mit dem Rest zu kochen vorhat.

    Auch habe ich mehr Zeit, weil ich nun nicht mehr im Modellbahnzimmer verschwinde, denn ich trinke mein Dram im Wohnzimmer bei meiner Frau während sie liest oder TV schaut.

    Die eigentliche Sucht sehe ich eher darin, welche Flaschen kauft man als nächstes? Oh Mist, das Zeugs wird immer teurer, immer mehr NAS, welche teuren schmecken so sensationell wie man es sich einbildet etc…

    Es schwirrt im Kopf.

    Klar, ich verbringe Zeit im Forum. Internetverrückt war ich auch mal. Vor 16 Jahren, als das erschwinglich wurde und man sich auch dort mal ausprobieren musste in allerlei (zugegebenermaßen damals noch sehr, sehr netten) Communities.
    Nun - dieses Whisky-Forum hier erinnert mich an diese kleinen, aber feinen Internetgemeischaften.

    Aber im Laufe meiner Sammelsucht-Karriere habe ich gelernt, damit im rechten Maß umzugehen.
    Glaube ich jedenfalls mal.

    Ich lerne neue sympathische Leute kennen, wenn ich zum Whiskyhändler gehe und wir spontan ein, zwei Dram verkosten.
    Ich finde das wichtig, mit so einem Hobby nicht alleine zu sein. Real und virtuell. Denn so eine soziale Gemeinschaft kann zum Regulieren des eigenen Verhaltens beitragen.

    Blues - was ist damit gemeint? Sehnsucht? Auch ne Sucht. Hat eh jeder, oder nicht? Es gibt immer wieder mal Zeiten, in denen man sich nach etwas sehnt. Das ist normal.

    Man kann überall zu Übertreibungen gelangen. So lange man nicht die Selbstkontrolle verliert und die Forumsbekanntschaften nicht zu Co-Alkoholikern werden, was ich nicht denke, siehe oben erwähntes Sozial-Regulativ, würde ich meinen, daß alles im grünen Bereich ist.

    Von daher ganz großes Dankeschön an den Themenstarter FritzeKrautman, das Thema angestoßen zu haben!

    Saloon Horse


    Alles wird gut "Tugend ist eine Eigenschaft, die nie so angesehen war wie das Geld." Samuel Langhorne Clemens (Mark Twain)

  • Rauchkopp User Rauchkopp Dabei seit: 07.05.2014Beiträge: 681Flaschensammlung:Meine RäucherkisteBewertungen: 21
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    Mal eine ganz andere Geschichte:

    Also für mich ist Whisky auch eines von vielen Hobbys. Aber eines mit einem besonderen Touch: dem etwas dekadenten Luxus. Ich fahre nie in den Urlaub, teile mir mein Auto mit meinem Paps, habe kein Motorrad oder sonstwas dickes zu bezahlen. Dafür habe ich auch nicht das Geld.
    Umso mehr freue ich mich über eine 60,- Flasche, bei der ich einfach kaufe, weil ich sie wirklich wirklich haben und trinken möchte und deshalb mal nicht auf den Euro gucke. Sondern einfach kaufe. Diese 60,- habe ich dann auch schon inner Spardose liegen. Ich kann sie mir also ohne schlechtes Gewissen die Gurgel runterjagen.
    Damit fällt die Geldfrage für mich flach. Zeit, die ich nicht habe, verbringe ich nur im Forum :wink: Der Moment des Trinkens liegt dank entspr. Arbeitszeiten meist eh in der Zubettgehzeit meiner Liebsten, fehlt ihnen daher also nicht. Ich kann (und möchte unbedingt) mich uneingeschränkt dem Whisky witmen. Und damit komme ich zur Alkoholsucht:
    Ich lasse nur indirekte Beleuchtung an, höchstens etwas Cooljazz ist im Hintergrund zugelassen und dann kommt mein Whisky: nur in Perfektion polierte Gläser (gab von Mutti richtig gute Poliertücher) kommen infrage, Unordnung in näherer Umgebung wird nicht geduldet, die letzte Mahlzeit sollte mindestens eine Stunde her sein und die Laune muss auch passen. Zeitdruck darf sowieso nicht herrschen.

    Wer solche Rahmenbedingungen hat, KANN garnicht zu viel trinken (wer Familie mit Kindern hat weiß das :wink: )

    Dem Geldproblem vor dem Whiskykauf folgt i.d.R. ein Platzproblem nach dem Whiskykauf (Zitat) Since I know about the "angel´s share", I´m not afraid of death anymore. (der ist von mir) Habe ein Wortverbot - finde heraus, welches es betrifft! Alles wird gut-> http://make-everything-ok.com/ Ein Zauberer bin ich Im großen Stile nich'- Was an Magie ich mache, Ist nur eine Sache: Ich trink' ne Pulle Whisky aus Und mache danach Pipi draus :)
  • Rauchkopp User Rauchkopp Dabei seit: 07.05.2014Beiträge: 681Flaschensammlung:Meine RäucherkisteBewertungen: 21
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    Und noch: meine Frau passt sehr penibel auf. Die meckert schon, wenn ich an zwei Abenden hintereinander Whisky o.ä. konsumiere.

    Wenn Du ein schlechtes Gewissen hast, solltest Du was machen. Das lese ich aus Deinem Beitrag heraus. Der "Whisky-Blues", den Du hier beschreibst, ist ein schlechtes Gewissen. Und das, was Dir am meisten im Bauch ziept und dir den Genuss vergählt, das sollte zuerst ausgemerzt werden.

    Im Übrigen dachte ich bei "Whiskyblues" zunächst an "keine Lust auf Whisky"

    Dem Geldproblem vor dem Whiskykauf folgt i.d.R. ein Platzproblem nach dem Whiskykauf (Zitat) Since I know about the "angel´s share", I´m not afraid of death anymore. (der ist von mir) Habe ein Wortverbot - finde heraus, welches es betrifft! Alles wird gut-> http://make-everything-ok.com/ Ein Zauberer bin ich Im großen Stile nich'- Was an Magie ich mache, Ist nur eine Sache: Ich trink' ne Pulle Whisky aus Und mache danach Pipi draus :)
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