Blindverkostungen - Sinn oder Unsinn

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    Schönes Thema, Gloin:smile:

    Blindproben sind für mich deshalb so interessant, da man unvoreingenommen an einen Malt herangeht. Jeder muss doch zugeben, dass die Erwartungshaltung relativ hoch ist, wenn da Destille XY, 25 Jahre alt usw. auf dem Sampleetikett steht. Und es bringt einen dazu, mal über den Tellerrand zu schauen und sich zu erden.
    Ich hab am Donnerstag ein Osterpaket mit Blindproben an unsere Cartman und den Addi verschickt. Man darf gespannt sein:mrgreen:

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  • FireRock User FireRock Dabei seit: 27.03.2015Beiträge: 5,922Bewertungen: 207
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    "Magge" schrieb:
    Blindproben sind für mich deshalb so interessant, da man unvoreingenommen an einen Malt herangeht. Jeder muss doch zugeben, dass die Erwartungshaltung relativ hoch ist, wenn da Destille XY, 25 Jahre alt usw. auf dem Sampleetikett steht. Und es bringt einen dazu, mal über den Tellerrand zu schauen und sich zu erden.
    Ich hab am Donnerstag ein Osterpaket mit Blindproben an unsere Cartman und den Addi verschickt. Man darf gespannt sein:mrgreen:


    Sehe ich genau so. So intensiv und unvoreingenommen beschäftigt man sich sonst einfach nie mit einem Whisky. Und was mir alles schon blind extrem gut geschmeckt hat obwohl ich es bei bekannten Namen sicher nieder gemacht hätte, das hat mich wieder geerdet und zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht.

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  • Gloin
    Themenersteller
    User Gloin
    Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
    , letzte Änderung 26. März 2016 um 12:48
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    Es freut mich, dass die Diskussion ins Laufen kommt. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich meine eigene Meinung noch nicht klar geäußert habe.

    Das ist auch schwieriger als man meinen könnte, denn meine Meinung ist zwiegespalten.

    Mit Blindproben kann man einen Whisky neutral bewerten. Das funktiniert aber nur, wenn wirklich gar nichts bekannt ist. Also auch nicht, dass sich der Whisky in einem bestimmten Preis-, Alter oder was weiß ich Bereich bewegt. Auch wenn die Blindverkostung mit bestimmten Fragestellungen verbunden ist, wie "Finde den Whisky aus dem Sherryfass" oder "Finde den NAS", erschwert dies schon eine neutrale Bewertung, weil ich ja annehmen muss, das wenigstens eine der vorgesetzten Proben in die jeweilige Kategorie gehört.

    Das unmögliche Ziel, das ich mir gesetzt habe lautet: bewerte jeden Whisky gleich, stelle persönliche Vorlieben in den Hintergrund, erkenne die objektive Qualität.
    Einfach kann jeder :wink: Das geht besser mit Blindproben.

    Bei Blindproben bewerte ich strenger. Dies zeigt mir, dass ich mich von bekannten Daten, also der Papierform des Whisky durchaus beeinflussen lasse. Das gefällt mir nicht und ich arbeite daran, es zu verbessern, aber das ist wirklich schwer.

    Denn wenn ich ehrlich bin, geht es mir wie dem Waschbär. Es erhöht für mich den individuellen Genuss, wenn ich weiß, was ich im Glas habe. Gerade deshalb finde ich aber Blindproben wertvoll, weil ich dadurch überprüfen kann, wie sehr ich mich von den Eckdaten beeinflussen lasse. Es wird immer besser :biggrin:

    Blindproben verkosten ist unglaublich schwierig. Ich empfinde es als fast unmöglich, blind das Alter eines Whiskys zu bestimmen. Das könnte man als Argument zugunsten NAS werten, aber das tue ich nicht, denn im Schnitt bewerte ich auch blind ältere Whiskys höher, was dafür spricht, dass sie auch objektiv besser sind. Allerdings gibt es auch immer wieder Ausnahmen, bei denen mich ein junger Whisky oder ein NAS sehr überzeugt oder wie ein alter Whisky wirkt.
    Etwas leichter ist das Bestimmen des Alkoholgehaltes, aber auch das ist immer noch schwer. Für mich ist es immer eine positve Überraschung und ein Qualitätskriterium, wenn ich blind einem Whisky einen niedrigeren Alkoholgehalt zuordne als er tatsächlich hat.
    Die Fassart zu bestimmen ist oft einfach, aber nicht immer. Bei wiederbefüllten Fässern oder Finosherry-Fässer oder so mancher Nachreifung beginnen die Grenzen zu verwischen.
    Bisweilen finde ich es sogar schwierig, blind schwachen Rauch zu erkennen.

    Mir machen Blindproben sehr viel Spaß, aber nicht immer. Denn auch in diesem Punkt bin ich beim Waschbär: Whiskytrinken soll Genuss sein und keine Arbeit. Allerdings ist es dabei eigentlich gleich, ob die Probe blind ist oder nicht. Die "Arbeit" ist das Erstellen einen Geschmacksbeschreibung und auf die habe ich nicht immer Lust. Bei Blindproben muss ich diese aber verfassen, weil ich meine Eindrücke sonst nicht überprüfen kann. Auf der anderen Seite stelle ich fest, wenn ich mich konzentriere und Notizen mache, kann ich mehr Feinheiten des Whiskys erkennen und bewerte neutraler.

    Aber ich habe nicht nur Blindproben zuhause :wink:

    Und ... jetzt fällt mir nichts mehr ein.
    .

  • Unbekannt Dabei seit: -Bewertungen:
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    was der Waschbar sagt! 8)

    wenn ich einen Brora trinke will ich das auch vorher wissen.

    dann schmeckt der wenigstens :mrgreen:

  • MasterOfPuppets User MasterOfPuppets Dabei seit: 08.09.2015Beiträge: 1,034Flaschensammlung:Disposable HeroesBewertungen: 0
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    "FireRock" schrieb:
    "Magge" schrieb:
    Blindproben sind für mich deshalb so interessant, da man unvoreingenommen an einen Malt herangeht. Jeder muss doch zugeben, dass die Erwartungshaltung relativ hoch ist, wenn da Destille XY, 25 Jahre alt usw. auf dem Sampleetikett steht. Und es bringt einen dazu, mal über den Tellerrand zu schauen und sich zu erden.
    Ich hab am Donnerstag ein Osterpaket mit Blindproben an unsere Cartman und den Addi verschickt. Man darf gespannt sein:mrgreen:


    Sehe ich genau so. So intensiv und unvoreingenommen beschäftigt man sich sonst einfach nie mit einem Whisky. Und was mir alles schon blind extrem gut geschmeckt hat obwohl ich es bei bekannten Namen sicher nieder gemacht hätte, das hat mich wieder geerdet und zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht.


    So sehe ich das auch. Nur bei einer Blindprobe schüttet man kein Marketing oder große Namen mit ins Glas. Da kann man auch feststellen, ob man sein Geld für Whisky oder sinnloses Marketinggewäsch ausgegeben hat.

    The Mexican whiskeys, they call it tequila, have the worst noses, just look, no Mexicans in Scotchland, because they have Hadrian’s Wall. Look at that wall, it works, it’s great. The Scotch have made the Romans pay for it, they’re smart.

    Serge
  • Waschbär User Waschbär Dabei seit: 01.05.2014Beiträge: 33,646Bewertungen: 5
    , letzte Änderung 26. März 2016 um 14:16
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    "Gloin" schrieb:
    (...)
    Das unmögliche Ziel, das ich mir gesetzt habe lautet: bewerte jeden Whisky gleich, stelle persönliche Vorlieben in den Hintergrund, erkenne die objektive Qualität.
    (...)

    Jeder, wie er möchte. Wenn das dein Ziel ist, dann können dir Blindproben sicher dabei helfen. Mir ist die objektive Qualität völlig egal, mir geht es beim Whisky ausschließlich um meine persönlichen Vorlieben. :smile:

    Edit: Das war jetzt etwas zu hart formuliert. Es gibt doch einen Zusammenhang: "Objektiv" hochwertiger Whisky schmeckt mir häufig rein subjektiv auch besser als minderwertiger Billigfusel. Aber im Konfliktfall ziehe ich einen subjektiv leckeren Fusel einem objektiv hochwertigen "Bäh" vor.

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  • [Gelöschter Benutzer] Dabei seit: 23.11.2015Beiträge: 0Bewertungen: 5
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    Genau!
    Ich möchte schon wissen, was im Glas ist und was mich bei einem Sample erwartet. In der Regel suche ich die Samples auch gezielt nach meinen Vorlieben aus. Obwohl es mir manchmal beim Genießen so vorkommt, als sei ich der Blindeste von allen! :redface:

    Die Blindverkostung NAS ist zwar eine interessante Erfahrung, doch weiter bringt sie mich nicht. Dennoch möchte ich nicht ausschliessen, bei spannenden Themen doch wieder dabei zu sein.

    Also ist meine Meinung zum Thema:

    Jein, sowohl als auch

    FT (nach neuer Zeitrechnung ab Sommer 2017) - beendet

    A,  BC,

    FT Glenallachie (aktiv)
    FT Scapa (aktiv)



    Mimimimi  Mimimimimimimi

  • ASWhisky User ASWhisky Dabei seit: 18.08.2012Beiträge: 8,818Bewertungen: 288
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    macht mal den Test mit Lebensmitteln
    Augen verbinden
    Mund auf
    jemand schiebt Dir essbares Zeuchs in den Mund
    mal salzig, mal süß etc
    gruseliges Gefühl
    und Deine Sinne brauchen eine Weile zum Identifizieren
    Du bist angespannt und wirst vom eigentlichen Genuss der Speisen abgelenkt
    es kann lustig sein
    ja es ist ein Spiel
    aber optimal für die Bewertung der Speisen ist das nicht


    dann merkt man schnell zum richtigen Genuss gehören alle Sinne
    Augen, Nase, Mund
    und die Möglichkeit sich vorher drauf einzustellen
    weiß Du, es kommt eine süße Masse, oder salzige Heringe
    dann sind Deine Sinne bereit
    und finden eher Freude daran

    einen Whisky zu analysieren kostet Aufmerksamkeit und Konzentration
    muss ich aber ein Ratespiel nebenher absolvieren, bin ich abgelenkt davon

    weiß ich zum Beispiel ich habe einen Ardbeg im Glas
    sagen wir ein bestimmtes Alter (evtl.auch Preis)
    dann gibt es automatisch eine gewisse Mindestanforderung für diesen Whisky
    bei kleinen Fehlern, wäre ich hier bedeutend kritischer
    umgekehrte Fälle gibt es natürlich auch

    ich erzähle immer gerne das Beispiel von der Macallan Masterclass in London
    der Macallan Mitarbeiter bekam blind von einem Teilnehmer ein Glas Macallan 25y Sherry Cask
    natürlich hat er nicht einmal erkannt, dass es ein Macallan war
    ich hatte den 25y kurz zuvor auch am Macallan Stand getrunken
    ein himmlischer Whisky 8)
    aber der arme Mann war geblendet und hat das "eigene" Meisterwerk nicht als solches erkannt

    image„Der Tod ist gewissermassen eine Unmöglichkeit, 
die plötzlich zur Wirklichkeit wird.“  Johann Wolfgang von Goethe

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    @ASW Das ist für mich aber die falsche Herangehensweise an eine Blindverkostung. Nicht versuchen, was es ist, sondern ob es schmeckt. Nur dann kann ich den Whisky tatsächlich optimal für mich bewerten. Sehen muss ich ihn dazu nicht, aber meine Nase und mein Mund sagen mir ja, ob er mir schmeckt oder nicht.

    In einem Punkt muss ich dir Recht geben; wenn ich anfange, den Whisky total aufzudröseln nach Alter, Alkoholgehalt und den verschiedenen Aromen, geht ein stückweit der Genuss verloren. Wenn ich aber weiß, was ich in meinem Glas habe, gehe ich schon mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Sache heran und kann schon nicht mehr 100%ig objektiv bewerten.

  • ASWhisky User ASWhisky Dabei seit: 18.08.2012Beiträge: 8,818Bewertungen: 288
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    das kann man aber erlernen, wenn man möchte @Magge

    image„Der Tod ist gewissermassen eine Unmöglichkeit, 
die plötzlich zur Wirklichkeit wird.“  Johann Wolfgang von Goethe

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    Oldie61domani2 gefällt das
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