Degustationsanleitung
Whisky – ein Erlebnis für alle Sinne! Ob pur, mit einem Schuss Wasser, auf Eis oder im Cocktail – jeder Schluck enthüllt eine faszinierende Geschmacksvielfalt. Auf unserer Seite zur Whisky-Degustation erfahren Einsteiger, Kenner und Genießer in klar strukturierten Schritten, wie sie die subtilen Aromen von hochwertigem Single Malt Whisky, Bourbon und Rye optimal entdecken können.
Erfahren Sie, wie die richtige Verkostungstechnik nicht nur den vollen Geschmack freilegt, sondern auch zu neuen, überraschenden Geschmackserlebnissen führt. Starten Sie jetzt Ihre sensorische Reise und entdecken Sie, wie Sie mit einfachen Tipps und Tricks das volle Potenzial Ihres Whiskys entfalten können.
Ihre perfekte Whisky-Degustation wartet auf Sie!
Die richtige Verkostung von Whisky
Zunächst, um den Geschmack zu beurteilen, probieren Sie den Whisky pur!
Dann geht es um die Wahl eines geeigneten Glases. Es soll das Aroma optimal auf unsere Geschmacksknospen in Nase und Mund übertragen. Neben der richtigen Verkostungsweise ist auch die passende Stimmung wichtig. Sie beeinflusst wesentlich unsere Empfindungen. Für fortgeschrittene Genießer stellt sich zudem die Frage, ob und wie Whisky in Fassstärke verdünnt werden sollte.
Das richtige Nosing Glas
Ein gutes Whisky-Glas zeichnet sich durch eine bauchige Form aus, die sich nach oben verjüngt. Diese Form ermöglicht es, dass sich das Aroma des Whiskys im Bauch des Glases sammelt und über die schmale Öffnung intensiver in die Nase aufgenommen werden kann. Beim Trinken sollte der Whisky langsam im vorderen Teil des Gaumens verkostet werden, um die oft bitteren Noten der Eiche erst beim Hinunterschlucken zu erleben. Ein dünnwandiges Whisky-Nosing Glas erlaubt es, die Wärme der Hand aufzunehmen, da kältere Getränke weniger Aromen freisetzen. Ein Stiel am Glas ermöglicht die kontrollierte Übertragung von Handwärme.
Je nach Whisky-Art variiert die Größe des Glases: Zarte Aromen kommen in kleineren Gläsern besser zur Geltung, während kräftige und rauchige Whiskys in größeren Gläsern ihre volle Pracht entfalten.
Im Jahr 2015 hat sich Horst Lüning einen Wunsch erfüllt und ein eigenes Nosing Glas nach seinen Vorstellungen entworfen und herstellen lassen. Unser Whisky.de Nosing Glas ist ein Stielglas in Tulpenform. Nach oben hin öffnet es sich mit einer breiten Lippe, aus der optimal getrunken und verkostet werden kann.
Und denken Sie daran: Wir verkosten unseren Malt nicht nur mit dem Gaumen, sondern auch mit den Augen – eine schöne Farbe suggeriert ein tolles Aroma. Mit einem farbigen Glas können Sie eine farblich unabhängige Beurteilung vornehmen.
Stimmung - Ambiente
Zu einem perfekten Whisky-Tasting gehört neben dem richtigen Whisky und dem richtigen Glas auch die richtige Stimmung. Das Ambiente!
Bitte trinken Sie nur, wenn Sie guter Laune sind, trinken Sie nicht bei Frust. Feiern Sie mit einem guten Whisky.
Ein einziger Whisky kann lange genossen werden.
Unsere Stimmung beeinflusst unsere Geschmacksempfindungen stark. Möchten Sie einen Whisky umfangreich bewerten, sollten Sie ihn an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Zeiten verkosten. Beim zweiten oder dritten Mal kann ein Whisky überraschend andere Aromen und Geschmacksnuancen aufweisen. Auch der Ort, an dem wir ihn genießen, trägt zu unserem Eindruck bei. Ein besonderer Malt, der mit Freunden in einer gemütlichen Bar oder sogar in der Brennerei verkostet wurde, kann zu Hause ganz anders schmecken. Unser Geschmacksempfinden verbindet sich mit den Emotionen, die wir in der jeweiligen Situation empfunden haben. Die professionellen Blender in den Brennereien verkosten daher möglichst alle Fässer auf dieselbe Weise, damit sie unnötige Beeinflussungen vermeiden.
Um die Aromen eines Whiskys richtig wahrnehmen zu können, sollte man ihn nicht zum oder direkt nach dem Essen trinken. Achten Sie auf ein neutrales Mundgefühl.
Verkostung in vier Schritten
Take a nose – take a sip
Genießen Sie Ihren Whisky bei Zimmertemperatur. Nur bei ausreichender Temperatur entwickelt der Whisky sein volles Aroma. Zu kalter oder gar mit Eis gekühlter Whisky hemmt unseren Riech- und Geschmackssinn und darüber hinaus verwässert das schmelzende Eis den Whisky.
Betrachten
Schauen Sie sich zunächst die Farbe des Whiskys an, indem Sie das Glas gegen das (Tages-)Licht halten. Sie werden ein Leuchten und Funkeln wahrnehmen. Halten Sie das Glas nun leicht waagrecht und drehen Sie es um die eigene Längsachse. Kippen Sie es dann wieder in die senkrechte Position, und schauen Sie genau hin: Sie sehen Schlieren oder „Tränen“ an der Innenseite der Glaswand, im Englischen „legs“ genannt. Dieser Effekt hängt mit der Viskosität, der Zähigkeit, der Flüssigkeit des Whiskys zusammen. Am breitesten sind diese Schlieren und entsprechend am langsamsten laufen sie zurück in Richtung Glasinhalt bei Alkoholgehalten zwischen 43 und 48 Prozent. Auch die Öle im Destillat haben hierauf einen Einfluss: Je mehr Öle im Destillat enthalten sind, desto mehr Schlieren oder Tränen bilden sich an der Glaswand. Sie führen in der Regel zu einem dickeren, volleren Mundgefühl, das auch als Körper oder englisch „mouth feel“ bezeichnet wird.
Riechen
Grundsätzlich erfolgt bei der Verkostung zuerst ein ausgiebiges Nosing, das Riechen oder Verriechen. Der Mensch hat etwa tausendmal mehr Geschmacksrezeptoren in der Nase als auf der Zunge. Nehmen Sie sich dafür Zeit! Führen Sie das Glas vorsichtig zur Nase, um nicht von der Schärfe des Alkohols überrascht zu werden. Atmen Sie behutsam ein und aus. Schwenken Sie nun das Glas, so dass sich der Inhalt dreht, und riechen Sie erneut. Sie werden feststellen, dass sich immer mehr und immer neue Aromen auftun und in Ihre Nase steigen.
Oder Sie schütteln das Glas heftig und decken es dabei mit der Hand ab, so dass sich Perlen und Bläschen im und auf dem Whisky bilden (je mehr Perlen am Glasrand der Flüssigkeit, desto höher der Alkoholgehalt). Riechen Sie auch an der Handfläche, mit der Sie das Glas bedeckt hatten. In Verbindung mit der warmen Haut entstehen wieder neue Gerüche. Sie können dies auch ausprobieren, indem Sie einige Tropfen Whisky zwischen den beiden Handflächen verreiben.
Beachten Sie, dass – je nach Veranlagung und Tagesform – nie beide Nasenlöcher gleich intensiv riechen! Meist ist auch ein Nasenloch kleiner als das andere. Atmen Sie deshalb abwechselnd mit beiden ein.
Trinken
Wenn Sie das Gefühl haben, einen guten Eindruck vom Whisky durch das Nosing erhalten zu haben, beginnt die Verkostung. Lassen Sie den Whisky langsam über Ihre Zunge fließen. Denken Sie daran, dass verschiedene Geschmacksrichtungen an verschiedenen Stellen der Zunge wahrgenommen werden: vorne eher süß, in der Mitte eher salzig und sauer, hinten bitter. Die fünfte Geschmacksrichtung umami wird ebenfalls in der Mitte des Mundes wahrgenommen. Schärfe hingegen betäubt – ab einer gewissen Intensität – die Geschmackssensoren der Zunge. Vermeiden Sie es unbedingt, den Whisky einfach die Kehle hinunterlaufen zu lassen. Der Genuss erhöht sich ohnehin beträchtlich, wenn man den Whisky im Mund herumspült. Dann tragen alle Bereiche des Mundes, also auch die Zungenunterseite, der Gaumen und die Innenseiten der Lippen, zum Geschmackserlebnis bei.
Gleichzeitig bekommen Sie ein Gefühl für die Textur des Whiskys, d.h. seine Dichte, Zähigkeit, Dick-Flüssigkeit. Unterschiedliche Whiskys erzeugen unterschiedliche Mundgefühle: Single Cask Abfüllungen aus Sherryfässern oder ältere, hochprozentige Bourbons – z. B. die verschiedenen Small Batch Bottlings – sind vollmundiger, „dicker“ als z.B. ein junger Lowland Single Malt aus Ex-Bourbonfässern. Tendenziell süß schmeckende Whiskys regen außerdem den Speichelfluss zusätzlich an. Mit der Zeit schmeckt man auch, ob der jeweilige Whisky grundsätzlich eher trocken oder süß oder sogar etwas salzig ist – von deutlichen Tendenzen wie Sherry-, Portwein- oder Torfrauch-Einflüssen ganz zu schweigen.
Denken Sie daran, dass Single Malt Whisky ein aufwendig hergestelltes Getränk ist. Nehmen Sie sich also so viel Zeit wie möglich für das Nosing und das Trinken! Und wiederholen Sie! Denn wenn Sie nach dem ersten Trinken noch einmal riechen, kommen die Aromen nicht mehr nur von vorne, also aus der Nase, sondern zusätzlich von hinten aus dem Rachen und vom Gaumen. Die Komplexität des Whiskys und Ihre intensivierte Sensorik ergänzen sich beim erneuten Trinken zu noch mehr Genuss.
Nachklang
Was nach dem Nosing und Tasting passiert, rundet den Whiskygenuss ab. Beim sogenannten Nachklang achten wir darauf, was wir schmecken und fühlen. Wo wird es warm, wo scharf? Brennt es in der Speiseröhre und/oder im Magen, so dass man zunächst gar nichts mehr schmeckt? Oder breitet sich schon im Mund eine angenehme Wärme aus? Sie werden überrascht sein, was Sie jetzt noch geschmacklich Neues entdecken. Schmecken Sie vorne auf der Zunge noch die Süße des Whiskys, oder überwiegt weiter hinten im Rachenraum die Trockenheit oder gar Bitterkeit? Hier kann sich jetzt der Eichenholz-Einfluss langsam ausbreiten. Und wie entwickelt sich eventuell vorhandener Rauch? Zieht er sich schnell zurück oder bleibt er lange stehen?
Whisky Trinktemperatur
Die ideale Trinktemperatur für Whisky liegt in der Regel bei Zimmertemperatur, also etwa 18–22 °C. Dabei gibt es einige interessante Aspekte zu beachten:
Aromen optimal entfalten
- Raumtemperatur als Standard: Whisky wird meist bei Zimmertemperatur getrunken, weil sich dann das volle Aromaprofil entfalten kann. Die leichten Wärmeimpulse helfen, die komplexen Duftnoten freizusetzen – von fruchtigen über malzige bis hin zu würzigen Nuancen.
- Handwärme-Trick: Viele Kenner und Genießer halten das Glas in der Hand, um den Whisky durch die sanfte Körperwärme leicht zu erwärmen. So kommt es zu einer zusätzlichen Intensivierung der Aromen.
Einfluss von Eis und Wasser
- Mit Eis oder Wasser: Viele Whisky-Liebhaber fügen dem Getränk ein paar Tropfen Wasser hinzu oder genießen ihn „on the rocks“. Dadurch wird der Whisky leicht abgekühlt, was die Trinktemperatur senkt und gleichzeitig die Aromastoffe etwas „auflockert“. Hier sollte jedoch bewusst abgewogen werden, wie stark die Kälte den Geschmack beeinflusst.
Letztendlich spielt der persönliche Geschmack eine entscheidende Rolle. Es lohnt sich, verschiedene Temperaturen auszuprobieren und den für den eigenen Gaumen optimalen Moment zu finden. Experimentieren Sie bei Ihrem nächsten Whisky-Tasting: Probieren Sie Ihren Lieblingswhisky mal pur bei Raumtemperatur und dann leicht gekühlt, um die feinen Nuancen selbst zu entdecken!
Sollen wir den Whisky mit Wasser verdünnen?
Das Verdünnen von Whisky mit Wasser ist eine Geschmacksfrage. Einige sind absolute Verfechter, während andere es konsequent ablehnen. Der Sinn dahinter liegt darin, die Schärfe beim Riechen und Schmecken von Whisky zu mildern. Denken Sie daran, dass Whisky mit mehr als 50% Alkohol oft eine betäubende Wirkung auf die Geschmacksrezeptoren hat, übrigens ähnlich wie Eis im Whisky.
Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wie viel Wasser man hinzufügen sollte. Einige empfehlen, nur Whiskys mit einem Alkoholgehalt von über 50 % mit Wasser zu verdünnen. Andere glauben, dass Whisky im Mund am besten zur Geltung kommt, wenn er nicht mehr als 20 % vol. Alkohol enthält. Wiederum andere sind davon überzeugt, dass nur wenige Tropfen Wasser ausreichen.
Letztendlich sollte jeder Genießer selbst mit der Menge an Wasser und der Art der Zugabe (träufeln oder gießen) experimentieren. Auch die Art wie das Wasser mit dem Whisky vermischt wird, kann sehr unterschiedlich sein. Einige bewegen das Glas, andere verwenden eine Pipette, um das Wasser effektiv zu vermischen.
Bitte beachten Sie ein paar Grundregeln. Verwenden Sie kein kohlensäurehaltiges Wasser, da es zu viel Eigengeschmack hat und Unruhe ins Glas bringt. Stilles Mineralwasser und nicht zu kalkhaltiges Leitungswasser eignen sich gut.
Warum wird Whisky trüb? – Ursachen, Fakten und Tipps für den perfekten Genuss
Whisky-Liebhaber und Genießer aufgepasst! Bei der Whiskyverkostung oder in einer Degustationsanleitung fällt häufig auf, dass sich manche Whiskys trüben, wenn sie mit Wasser verdünnt werden. Dieses Phänomen betrifft ausschließlich Whiskys, die nicht kühlfiltriert wurden.
Ursachen der Trübung:
Nicht kühlgefilterte Whiskys enthalten natürliche Stoffe wie Ester, Phenole, Tannine und Aldehyde. Diese Verbindungen sind wichtige Aromen- und Geschmacksträger, die dem Whisky seine charakteristische Fülle verleihen. Bei der Verdünnung mit Wasser können diese Inhaltsstoffe ausfallen und für eine sichtbare Trübung sorgen – ein völlig natürlicher Effekt, der weder den Geschmack beeinträchtigt noch einen Qualitätsmangel darstellt.
Chill Filtering im Vergleich:
Viele Hersteller setzen auf eine Kühlfilterung (chill filtering), um die genannten Stoffe zu entfernen. Dadurch bleibt der Whisky auch bei Verdünnung mit Wasser klar und rein. Für Whisky-Einsteiger, Kenner und Genießer ist es spannend zu wissen:
Nicht kühlgefilterte Whiskys: Bewahren die natürlichen Bestandteile und bieten ein intensives, komplexes Geschmackserlebnis – auch wenn sie trüb erscheinen.
Kühlfiltrierte Whiskys: Bleiben klar und eignen sich besonders für alle, die eine optisch reine Darstellung bevorzugen.
Tipps für die optimale Whisky-Degustation
Experimentieren: Probieren Sie sowohl kühlfiltrierte als auch nicht kühlgefilterte Whiskys, um die Vielfalt der Aromen kennenzulernen.
Genießen: Sehen Sie die Trübung als ein Zeichen handwerklicher Herstellung und Authentizität – ein kleiner Trick der Natur, der den Charakter des Whiskys unterstreicht.
Wasserzugabe bewusst einsetzen: Verdünnen Sie Ihren Whisky nur, wenn Sie den Geschmack variieren möchten. Andernfalls erleben Sie die komplexen Aromen in ihrer puren Form.
Fazit
Wir Whiskygenießer sind alle keine Profis in der Whisky Degustation!
Die Nasen der meisten Menschen sind untrainiert! Wenn Sie anfangs nicht alle Aromen der Whisky Geschmacksbeschreibung entdecken, können wir Sie beruhigen. Jeder Mensch schmeckt anders. Zudem ist die Nase der meisten Menschen eher untrainiert. Wir nehmen die Welt hauptsächlich mit den Augen wahr. Je mehr Whiskys Sie verkosten, desto mehr lernt Ihre Nase, bekannte Aromen wiederzuerkennen.
Bleiben Sie dran – es macht Spaß!
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