Unabhängige Abfüller
Original-Abfüllungen oder Brennereiabfüllungen werden direkt von der Brennerei abgefüllt Im Gegensatz dazu stehen die unabhängigen Abfüller (UAs), im englischen Independent Bottlers genannt, die Whiskyfässer von Brennereien kaufen und in eigenen Fässern nach eigenen Vorstellungen lagern und abfüllen. Die UAs bringen die Whiskys unter ihrem Namen auf den Markt. Nachdem die Brennereien nur eine begrenzte Anzahl ihrer Fässer an UAs verkaufen, gibt es von diesen Abfüllungen auch nur kleine Mengen, manchmal sogar nur Single Cask Whiskys. Meist ist der Whisky ungefärbt und nicht kühl gefiltert.
Unabhängige Whiskyabfüller gibt es vorwiegend in Schottland!
Vorab etwas Geschichte
Ein Name steht für den Beginn der Unabhängigen Abfüller! Gordon & MacPhail.
Um 1825 entschloss sich Gordon & MacPhail, ein weit bekannter Lebensmittelhändler aus dem schottischen Elgin, Malt Whisky in Fässern zu kaufen und auf eigene Rechnung zu vermarkten. Bedeutende Malt Whisky Brennereien in der Speyside wie Macallan und Mortlach erkannten ebenfalls den Vorteil eigene Fässer abfüllen zu lassen, anstatt sie ausschließlich in die Blendherstellung zu verkaufen.
Nicht nur Gordon & MacPhail wussten um die Marktlücke. In den kommenden Jahren folgten ihnen viele andere Händler. Ein Jahrhundert mit zwei Kriegen und vielen Umwälzungen ließ die meisten dieser Unternehmen wieder untergehen.
Kein anderer bedeutender unabhängiger Abfüller als Gordon & MacPhail überlebte die Zeit der Weltkriege. Stattdessen begannen die Brennereien, allen voran Macallan, Bowmore, Glenlivet und Glenmorangie, ihren Malt Whisky nun selbst zu vermarkten.
Noch waren Gordon & MacPhail vorwiegend Lebensmittelhändler, doch es sammelten sich größere Bestände von Malt Whisky-Fässern an. Niemand auf der Welt, keine Brennerei und kein anderer unabhängiger Abfüller, kann aus einem so großen Lager alter Malts schöpfen wie sie.
Es dauerte bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, bis mit Signatory Vintage Ltd. ein neuer bedeutender, unabhängiger Abfüller den Markt betrat. Im Gegensatz zu dem etablierten Gordon & MacPhail konzentrierten sich die jungen Eigentümer ausschließlich auf schottische Single Malts. Keine Lebensmittel, kein Blend und auch keine eigene Brennerei, die abgelenkt hätte. Single Malts und sonst gar nichts. Die beiden Brüder Symington schafften es binnen 20 Jahren, den gesamten Markt mit beständiger Arbeit neu zu gestalten.
Sie waren weniger Manager als viel mehr Arbeiter, die hart arbeiteten und binnen weniger Jahre schafften, wozu andere mehr als 100 Jahre brauchten.
Signatory ist heute ein unabhängiger Abfüller, der flexibel und mit Innovationskraft einen beständigen Strom frisch konfektionierter Malts in verschiedenen Serien auf den Markt bringt. Ihre Beziehungen zu Brennereien sind hervorragend. Nur sie schafften es zum Beispiel, den verschollen geglaubten Ben Wyvis Single Malt noch einmal abzufüllen. Heute nennt Signatory ein Fasslager von mehr als 10.000 Fässern sein Eigen! Darunter befinden sich auch Fässer längst geschlossener Brennereien. Im Jahr 2002 erwarb Andrew Symington, der Eigentümer von Signatory, die Brennerei Edradour. Andrew hatte seinen Bruder bereits Ende der 1990er Jahre ausbezahlt.
Stand heute
Bis September 2001 erschienen fast monatlich junge, Unabhängige Abfüller auf dem Markt. Die meisten überlebten nicht lange. Die Quellen, woher der Whisky stammte, war oftmals unklar und die Qualität unstet. Der Begriff des 'Armchair-Bottlers' macht die Runde. Der Abfüller sitzt zu Hause im Lehnstuhl und lässt Malt Whisky abfüllen. Auf Dauer macht das kein Kunde mit. Auch die Brennereien schränken die Abgabe von Fässern an UAs drastisch ein und verbieten zudem die Nennung des Brennereinamens auf dem Etikett.
Stattdessen beschließen die Brennereien das Geschäft mit den hochwertigen Abfüllungen selbst zu machen. Die permanent auf den Markt gebrachte Anzahl an speziellen Abfüllungen der Konzerne ist mittlerweile beeindruckend. Die Private Collection von Glenmorangie und Special Releases von Diageo sind mittlerweile bei Sammlern sehr beliebt.
Ein neuer Trend erscheint auf dem Whiskymarkt: Unabhängige Abfüller kaufen selbst Whiskybrennereien!
Mittelfrist wird sich der Markt bereinigen, da viele kleine Abfüller nicht überlebensfähig sind. Neue Wege wären die Übernahme bereits geschlossener Brennereien oder die Spezialisierung auf Nischenprodukte. Die großen Brennereien werden es den UAs nicht einfach machen! Letztendlich wird die Qualität des Whiskys und der Geschmack des Kunden den Weg weisen. Wie auf jedem Markt entscheidet der Käufer, welche Produkte überleben. Und so beobachten wir weiterhin mit Spannung, welche Unabhängigen Abfüller sich etablieren werden, welche neu dazukommen und welche gehen.
Entwicklung auf dem Whiskymarkt
Vom ursprünglichen Whisky ohne gesetzliche Regelungen über den Blend zum Single Malt und zum Markenanteil der UAs
Der Whiskymarkt ist im Umbruch. Noch in den 1990er-Jahren beherrschten die Blend Whiskyhersteller den Markt. Johnnie Walker, Ballantine’s und Chivas Regal gehörten bei uns und auf der ganzen Welt zu den bekanntesten Whiskymarken. Alle zusammen stellten sie fast ausnahmslos Blended Whiskys her. Wer einen anderen Whisky wollte, fand mit Jim Beam allerorten einen amerikanischen Bourbon.
In den frühen 90ern des vergangenen Jahrhunderts begann der Siegeszug des Single Malt Whiskys. Natürlich gab es bereits vereinzelt Glenfiddich, Glenlivet und Glenmorangie. Doch dieses neue Marktsegment kam ab den 60ern zuerst nur langsam voran. Mit dem Erscheinen der Classic Malts of Scotland des Marktführers Diageo Anfang der 90er wurde auch dem letzten Fachhändler klar, dass mit den Malt Whiskys ein neues Marktsegment eröffnet war.
Die Unabhängigen Abfüller kommen ins Spiel
Schneller als die großen Whiskybrenner waren jedoch kleine unabhängige Unternehmen in Schottland. Unter dem Überbegriff 'Unabhängige Abfüller', versteht man Unternehmen die Malt Whisky, unabhängig von der erzeugenden Brennerei, in eigene Flaschen abfüllen. Diese Unabhängigkeit vom Hersteller spiegelt sich in der Bezeichnung UA wider. Die Etiketten auf den Flaschen zeigen vordringlich den Namen des Abfüllers. Der Name der Brennerei ist meist etwas kleiner hinzugefügt.
Whisky ist mehr als ein Getränk
Whisky ist nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Viele Menschen leben von der Herstellung und dem Verkauf von Whisky. Deshalb ist es wichtig, die wirtschaftlichen Aspekte dieser Branche zu verstehen. Wie wird Whisky produziert, vermarktet und verkauft? Welche Faktoren beeinflussen die Qualität und den Preis von Whisky? Diese Fragen haben vielleicht wenig mit dem Geschmackserlebnis zu tun, das wir als Whisky-Liebhaber suchen. Aber sie können uns helfen, die Hintergründe und die Herausforderungen dieser Branche besser zu erkennen.
Exportzahlen 2022
Blended Whisky machte mit £3670m 59% der globalen Exporte aus, das bedeutet ein Plus von 43% gegenüber dem Jahr 2021. Bei Single Malt ergibt sich ein Plus von 30% im Vergleich zu 2021 vom 32-prozentigen globalen Export (£1986m). Der Rest verteilt sich auf Blended Malt, Blended Grain und Bulk Whisky. Mit Bulk Whisky ist Massenware gemeint.
Weitere interessante Zahlen finden Sie in unseren Whisky.de News Artikel von Feburar 2023.
Die Single Malt Nachfrage gegenüber Blended Whisky nimmt ständig zu. Das heißt, dass die Brennereien ihren produzierten Single Malt immer weniger an Blend Hersteller und UAs abgeben wollen und müssen.
Konnte man es sich früher noch leisten, ausschließlich die besten Fässer als Single Malt Whisky abzufüllern, so ist es heute anders. Bei vielen Brennereien geht es um das letzte Fass aus dem letzten Winkel jedes Lagerhauses. So groß ist die Nachfrage angewachsen! Immer wieder herrschende Kanppheit in vielen Brennereien, wie bespielsweise bei Macallan, zeigt, wie viel Malt bereits heute als Single Malt verkauft wird. Wir können von Glück reden, dass die großen Brennereien in den vergangenen Jahren die Herstellungsprozesse und vor allem die Fassqualität massiv angehoben haben. Waren früher nur 10 bis 20% herausragende Fässer, so gibt es heute nur noch 10 bis 20% schlechte Fässer. Schimmeliges Malz, schlechte Destillation, zu häufig verwendete Fässer und zu lange Gärung - Diese Einflüsse gibt es heute nicht mehr. Trotzdem, die Erhöhung des Ausstoßes kommt nur knapp mit der Vervielfachung der Malt Whiskynachfrage mit.
Blend Hersteller haben eigene Brennereien
Seit über 100 Jahren war die Blend Whiskyindustrie dafür bekannt, dass sie Malt Whiskyfässer untereinander für ihre zahlreichen, verschiedenen Blends austauschte. Doch mit den großen Übernahmeschlachten und der Reduktion der Anbietervielfalt, wie wir sie seit vielen Jahren sehen, findet auch dieses Verhalten langsam ein Ende. Fast jeder produziert sein gesamtes Whiskyportfolio inzwischen selbst. Der rauchige Malt Whisky für Johnnie Walker stammt z.B. aus der konzerneigenen Malt Whisky Brennerei Caol Ila. Laphroaig produziert für den Blend Ballantine’s aus dem Haus Pernod Ricard. Man möchte nicht länger auf andere angewiesen und damit letztendlich abhängig sein.
Auch bei den Single Malt Whisky Brennereien fand eine weitgehende Entzerrung der Märkte statt. Anstatt beispielsweise für die Blends arbeiten zu lassen konzentriert sich Lagavulin auf den Single Malt und Caol Ila auf die Blends. Doch Caol Ila, genauso riesig wie Laphroaig, kann für Malts und Blends gleichzeitig produzieren.
UAs kaufen eigene Brennereien
Drei der 'Big Four' haben sich bereits eine eigene Brennerei gekauft und versuchen, zu einem vollwertigen Single Malt Whisky Hersteller zu werden. Man möchte nicht die gesamte Zukunft auf die einzige Karte der unabhängigen Abfüllungen setzen. Gordon & MacPhail erwarb 1993 die Brennerei Benromach. Ian MacLeod kaufte 2003 Glengoyne und Murray McDavid im Jahr 2000 die Brennerei Bruichladdich. Der Vollständigkeit sei an dieser Stelle erwähnt, dass Bruichladdich 2012 an Rémy Cointreau ging. Im Sommer 2002 erwarb Signatory die kleinste Brennerei Schottlands, Edradour. Ursprünglich wollten sie Ardbeg übernehmen, unterlagen beim Bieten aber der größeren Glenmorangie Plc.
UAs und Blendhersteller stehen in Konkurrenz
Beispiel: Malt Whiskybrennerei Caol Ila. Lassen wir uns etwas spezieller werden und betrachten die Brennerei Caol Ila. Sie stellt ausnahmslos sehr rauchigen Malt Whisky her, der anschließend in Ex-Bourbonfässern gereift wird. Früher konnten die Blend Whiskyhersteller oder große unabhängige Abfüller mit einem LKW mit 20 oder mehr leeren Fässern zur Brennerei fahren und sich ihren rauchigen Malt zum Literpreis abfüllen lassen. Doch die Zeiten sind lange vorbei. Der Besitzer Diageo hat diesen 'Fabrikverkauf' eingestellt. Bestehende Verträge mit Blend Whiskyherstellern werden erfüllt, aber nicht mehr verlängert. Mehr als vertraglich zugesichert wird es nicht mehr geben. Warum? Die Kapazität reicht nicht mehr, um die Nachfrage nach Single Malt und den Verkauf von Whisky für die Blend Industrie und die Unabhängigen Abfüller zu erfüllen!
Überblick über die schottischen Unabhängigen Whiskyabfüller
Lange Zeit sprach man von den vier großen Unabhängigen Abfüllern (The Big Four) auf dem schottischen Whiskymarkt.
Wir meinen damit Gordon & MacPhail, Signatory, Douglas Laing und Ian MacLeod!
Gordon & MacPhail war Pionier als UA und brachte eine Vielzahl bekannter Serien heraus. Unter dem Zweitlabel Spirit of Scotland erschienen darüberhinaus weitere Abfüllungen. Im Jahr 1993 kaufte er die Brennerei Benromach, gründete in der Speyside die neue Brennerei The Cairn und gab ganz aktuell im Jahr 2024 seine Tätigkeit als Unabhängiger Abfüller auf.
Mit dem Unternehmen Signatory Vintage ist untrennbar der Name Andrew Symington verbunden. Er kann ein Fasslager mit weit über 10.000 Fässer sein Eigen nennen und bringt auch weitaus die meisten unabhängigen Abfüllungen auf den Markt. Seit dem Jahr 2002 gehört ihm die kleine Brennerei Edradour. Als zweites Label wird Dun Eideen betrieben.
Douglas Laing bringt in einer Vielzahl von Serien besondere unabhängige Abfüllungen auf den Markt. Unter dem Zweitlabel McGibbon’s vermarktet er die Serie Provenance. Im Jahr 2019 erwarb Douglas Laing die kleine Brennerei Strathearn.
Bereits zwei Brennerei kauft der UA Ian MacLeod. Im Jahr 2003 erwarb er Glengoyne und darauf im Jahr 2011 Tamdhu. Im Jahr 2017 erweckte er die Brennerei Rosebank wieder zum Leben. Mit dem Zweitlabel Dun Beagan bringt er weitere Abfüllungen auf den Markt.
Hier sind stellvertretend Spitzenflaschen dieser vier Anbieter:
Weitere Unabhängige Abfüller
Mittlerweile gibt es deutlich mehr Unabhängige Abfüller, die nennenswerte Flaschen hervorbringen. Namen wie Duncan Taylor, Murray McDavid, Hunter Laing und auch unser Unternehmen Whisky.de gehören dazu.
In alphabethischer Reihenfolge stellen wir Ihnen weitere Unabhängige Abfüller vor:
A.D. Rattray
Berry Bros. & Rudd
C & S
Diageo - Flora & Fauna
Douglas Laing
Duncan Taylor
Hunter Laing & Co.
Ian MacLeod
Meadowside Blending
Morrison & MacKay
Mossburn
Murray McDavid
Wemyss
Hier finden Sie unsere Auswahl Unabhängiger Abfüller!
Die Qualität der gelagerten Malts
Nachdem die UAs fertigen Spirit von den Brennereien kaufen, macht das Fassmanagement die Handschrift der UAs aus! Das Ziel der UAs ist oftmals eine besonders lange Fasslagerung. Die Malts lagern oft länger als die Originalabfüllungen. Die Qualität kann somit sehr unterschiedlich sein, da für das Ergebnis die Ausgangsqualität des Spirits wie die Qualität des verwendeten Fasses wichtig ist
Ein guter Single Malt ist eine Balance zwischen Fass- und Brennereicharakter!
Woher beziehen die UAs Ihre Fässer
Destillerien – Broker - Einzelpersonen
Die Unabhängigen Abfüller erhalten Ihre Fässer auf verschiedene Weise. Gereiften Whisky in Originalfässern von einer Destillerie zu kaufen ist so gut wie nicht möglich. Brennereien verkaufen eher den unreifen New Make. Diesen gibt es in eigenen Fässern oder er wird in mitgebrachte Fässer abgefüllt. Broker verkaufen Whiskyfässer, die sie wiederum von Brennereien, ehemaligen Brennereimeistern und Privatpersonen erhalten haben. Es ist bis heute gängig, dass beispielsweise ein Bonus in Form eines Whiskyfasses ausgezahlt wird.
Fazit
Die UAs entscheiden selbst über das Fass, die Reifedauer, die Alkoholstärke, über Kältefiltration und Farbzusatz. Dabei sind sie angewiesen auf die Qualität des Malts oder des Rohbrands, den sie von den Brennereien erhalten.
Entstehen kann dabei ein wunderbarer eigenwilliger Whisky – probieren Sie es aus!
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