Deutscher Whisky
Bier und Wein!
Das sind die Getränke, für die Deutschland vor allem bekannt ist. Doch seit Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt sich auch die Whiskyherstellung in Deutschland und erfreut sich nicht nur im eigenen Land wachsender Beliebtheit. Auch international findet deutscher Whisky Anerkennung und Fans.
Geschichte des deutschen Whiskys
Mittlerweile können wir über eine aufstrebende Whisky-Szene sprechen!
Und so fing es an:
Bei Deutschen Whiskys denkt der ein oder andere noch an 'Racke Rauchzart' oder die 'Blaue Maus' – das war so in den 70er Jahren. Populär wurde Whisky in Deutschland bereits vorher - das erste Mal wohl durch die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg.
Aber es hat sich viel getan seit damals und deutsche Whiskys sind im Kommen. Die Anzahl der deutschen Whiskybrennereien mehrt sich. Mitte der 90er Jahre sind immer mehr Spirituosenbrenner, also beispielsweise Obstbrenner, auf den Whisky-Zug aufgesprungen. Circa 200 Brennereien, die auch Whisky herstellen, gibt es mittlerweile im deutschen Raum. Aber die Whiskyproduktion – und vor allem die Reifung – dauert ihre Zeit. Und es gibt einiges zu beachten: Brennrecht, Brennblase und Erfahrung. Ersteres braucht Zeit, um beantragt zu werden, Brennblasen sind teuer und die Erfahrung kommt – wie überall – erst mit der Zeit.
Schon die Reifezeit beträgt mindestens 3 Jahre – dann erst darf sich das Destillat überhaupt Whisky nennen. Hier halten sich auch deutsche Whiskybrenner an die gleiche Vorgabe, wie die großen Vorbilder in Schottland!
Dem Whisky voraus ging in Deutschland der Obstler und der Korn, der eine im Süden der andere im Norden Deutschlands. Die ersten Whiskybrenner gab es in Süddeutschland: In der Nähe von Nürnberg fanden die ersten Versuche statt. Hier wurde jedoch nie so viel produziert, dass die Flaschen über den Versandhandel vertrieben wurden. Vielmehr wurde der Whisky direkt vor Ort ausgeschenkt.
Die erste Whiskybrennerei, die Whisky.de mit ausreichender Menge in den Verkauf aufnehmen konnte, stammt ebenfalls aus Süddeutschland – genauer gesagt vom Schliersee an der Grenze zu Österreich. Bereits 1998 begann die Zusammenarbeit mit der Brennerei Slyrs, die aus der Obstbrennerei Lantenhammer hervor ging.
Video von Horst Lüning zum Thema Deutscher Whisky aus dem Jahr 2013.
Herstellung im Vergleich zu schottischem Whisky
Der Weg vom Schnaps- zum Whiskybrenner
Wo liegt - abgesehen vom Rohstoff - der Unterschied zwischen dem Obstbrand und dem Whisky? Gutes Getreide und klares Wasser haben wir in Deutschland bereits genügend. Das Hauptproblem ist die richtige Brennblase, genauer gesagt die Brennblasenform. Schottische Brennblasen sind circa 10-mal so groß wie in Deutschland verwendete Obstbrennblasen. Auch die Art der Destillation ist eine andere. Die Obstbrennblase hat eine längliche Form und im Inneren mehrere Böden. Was dort passiert ähnelt also eher der Säulendestillation, die bei irischem und amerikanischem Whisky angewandt wird. Eine schottische Brennblase hingegen ist eine runde Pot Still.
In der Obstbrennblase entsteht eine Mischung aus Pot Still Destillation im unteren Bereich der Brennblase und Säulendestillation im oberen Bereich. Der Geschmack, der dabei herauskommt, ist fruchtig. Horst Lüning prägte den Begriff des 'Gerstler', da immer auch eine fruchtige Note im Aroma und im Geschmack des Whiskys zu finden ist. Denn aromatisch fruchtige Komponenten sind beim Obstler natürlich besonders gefragt. Im Norden Deutschlands wird der Korn in reinen Säulen-Destillationsanlagen gebrannt.
Die Brennerei Slyrs begann mit Obstbrennblasen und hat nach ersten Erfolgen schließlich eigene Brennblasen herstellen lassen. Diese Sonderanfertigungen wurden ebenfalls in Deutschland produziert, genauer gesagt in Schwaben. Durch viele Experimente konnten viele Erkenntnisse gesammelt werden, was schließlich zum Erfolg von Slyrs führte.
Was unterscheidet deutschen Whisky von anderen deutschen Bränden?
Was Whisky hauptsächlich von anderen Bränden unterscheidet, ist die Fasslagerung, die einen entscheidenden Einfluss auf den Geschmack des Destillats hat. Um nicht allzu viele Holznoten aus den frischen Fässern zu holen, hat man bei Slyrs angefangen die Fässer mit unter 60%-igem Rohbrand zu befüllen (Schottland 63,5%), denn diese ausgeprägte Holznote, wie man sie beispielsweise von Bourbon kennt, ist nicht erwünscht.
Was zeichnet deutschen Whisky aus?
- Verschiedene Getreidesorten: Neben dem klassischen Gerstenmalz werden auch andere Getreidesorten wie Weizen und Roggen verwendet.
- Fassvielfalt: Deutsche Whiskybrennereien experimentieren mit den verschiedensten Fässern, darunter Fässer aus lokaler Eiche, genauso wie Wein- und Sherryfässer.
- Klimatische Einflüsse: Das Klima in Nord- und Süddeutschland ist unterschiedlich. Im Süden, bei der Brennerei Slyrs, wird der Whisky sogar in den Bergen gelagert.
Whisky aus Deutschland
Mittlerweile gibt es über 200 deutsche Whiskybrennereien.
Und Deutscher Whisky ist vielfältig! Die gesamte Bandbreite von Whiskysorten ist vorhanden:
Single Malt Whisky
Blended Whisky
Single Cask Whisky
Cask Strength Whisky
Rye Whisky
Grain Whisky
Peated Whisky
Vier wichtige große Whiskybrennereien in Deutschland wollen wir Ihnen etwas näher vorstellen.
Slyrs
Die bayerische Whiskybrennerei Slyrs am Alpenrand des Schliersees wurde 2006 mit einer eigenen, neu errichteten Destillerie gegründet. Bereits 1998 wurde der erste Whisky in der Obstbrennerei Lantenhammer gebrannt. Heute ist Slyrs ein aufstrebendes Unternehmen, das neben einer Vielzahl verschiedener Whiskys auch Whiskyliköre, Gin und Rum herstellt.
Und: Slyrs ist eine Reise wert! Die Landschaft ist atemberaubend schön!
Elsburn
Die ehemalige Hammerschmiede im Harz wird nach ihrer Renovierung 1984 zunächst zum Gasthaus und zum Spirituosenhersteller für Liköre und Brände. Im Jahr 2000 begann das Familienunternehmen mit der Produktion von Harzer Single Malt Whisky. 17 Jahre lang hieß der Whisky Glen Els, durfte aber nach einer erfolgreichen Klage der Scotch Whisky Association nicht mehr den Namen ‚Glen‘ in der Bezeichnung tragen und heißt seitdem Elsburn, was seiner internationalen Beliebtheit keinen Abbruch tat.
Liebl
Seit den 70er Jahren produziert die Brennerei Liebl in Bad Kötzting im Bayerischen Wald Spirituosen. Bekannt ist sie für ihren Bärwurz und ihre hervorragenden Liköre und Geiste. Inzwischen sind Whisky, Gin und Rum hinzugekommen.
Inspiriert von einem Ardbeg begann Gerhard Liebl 2006 auch Whisky zu brennen. Er nannte ihn Coillmor aus Coille für Wald und mór für groß, also großer Wald, was den Bezug zum Bayerischen Wald darstellt. Das Coillmor Whisky-Sortiment umfasst mittlerweile auch rauchige Whiskys und Whiskys mit unterschiedlicher Fass Nachlagerung.
St. Killian
Erst 2012 wurde in dem kleinen unterfränkischen Ort Rüdenau unweit des Mains die Deutsche Whisky Brennerei St. Kilian gegründet. Mit Original-Equipment aus Schottland und Irland wurde mit viel Enthusiasmus zu Ehren des Heiligen Kilian - der bereits im 8. Jahrhundert den Gerstenbrand von Irland nach Würzburg brachte - mit dem Brennen begonnen. Die Brennerei ist sehr experimentierfreudig, verschiedenste Malze und Fässer werden ausprobiert.
Fazit
Auf den deutschen Whisky können wir uns noch freuen!
Wie in Schottland wird viel probiert. Auch hier gibt es Nachlagerungen in den verschiedensten Fässern, von Portwein über Sherry bis hin zu Bier. Es gibt Fassstärken und Einzelfassabfüllungen. Man experimentiert hoch motiviert.
Inzwischen wird viel für den deutschen Whisky getan. So gibt es seit 2012 den Verband Deutscher Whiskybrenner, der sich mit dem griffigen Slogan 'Wir werden wachsen' für den deutschen Whisky stark macht!
... und jedes Jahr am letzten Samstag im Juni wird der Tag des Deutschen Whiskys gefeiert.
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