Pot Still

Sylvia Simm | 19. Februar 2025

Fast ein Kunstwerk: Der Aufbau einer schottischen Pot Still

Die Pot Still ist das Herzstück jeder traditionellen Whisky-Brennerei. Ihre charakteristische Form aus Kupfer prägt nicht nur das Erscheinungsbild der Destillerien, sondern hat auch einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität und den Geschmack des Whiskys. Trotz individueller Unterschiede in Design und Größe weisen die meisten Brennblasen gemeinsame technische Merkmale auf, die für den Destillationsprozess essenziell sind. Doch wie genau entsteht eine Pot Still, und welche baulichen Elemente sind für ihre Funktion unverzichtbar?

 

Inhaltsverzeichnis

Einführung in die Pot Still-Destillation

Die Pot Still ist eine der ältesten und traditionsreichsten Methoden zur Destillation von Whisky. Sie wird vor allem in Schottland und Irland eingesetzt und ist bekannt für ihre Fähigkeit, komplexe und aromatische Destillate zu erzeugen. Im Gegensatz zu modernen kontinuierlichen Destillationsverfahren erfolgt die Destillation in einer Pot Still chargenweise, was den Herstellungsprozess aufwendiger macht, aber gleichzeitig einen unverwechselbaren Charakter in den Whisky bringt. Die Kombination aus Kupfer, Hitze und handwerklichem Können verleiht Whiskys aus der Pot Still-Destillation ihre Tiefe und Individualität.

Die Pot Still ist das Kernstück jeder Brennerei!

Unser Dank gilt Richard Forsyth von der gleichnamigen Kupferschmiede im schottischen Rothes. Er erläuterte uns bereits vor Jahren mit großer Sachkenntnis die grundsätzlichen Gestaltungskriterien von schottischen Malt Whisky Brennblasen. Die Firma Forsyths hat ihren Ursprung in der Brennblasenherstellung und steht heute für die Erneuerung und Wartung von rund 50 Prozent aller in Schottland stehenden Brennblasen. Dabei kümmerten sich seinerzeit nur 12 erfahrene Mitarbeiter um Brennblasen. Der Großteil der Belegschaft ist mit der Herstellung und Wartung von Anlagen für die petrochemische und pharmazeutische Industrie beschäftigt.

Herstellung der Brennblase

Die Brennblase wird aus 99,85 % reinem Kupfer (British Standard BS2570C106) gefertigt, wobei rund 80 % recyceltes Material zum Einsatz kommt, darunter ausgediente Brennblasen.

Zunächst werden die Kupferbleche in die benötigten Formen geschnitten und mithilfe maschinell angetriebener Hämmer in die charakteristischen gekrümmten Formen gebogen. Heute werden die Stoßstellen mittels Schutzgasschweißen verbunden – eine modernere Methode im Vergleich zu früheren Niet- oder Lötverbindungen.

Das Hämmern dient nicht nur der Formgebung, sondern auch der Glättung von Schweißnähten und der Verfestigung der Oberfläche. Abschließend wird die Brennblase geschliffen, poliert und mit Schutzlack überzogen, um die typische kupferfarbene Oberfläche zu erhalten.

Aufbau einer schottischen Pot Still

Brennblasen Unterschale

Jede Brennblase besteht aus Ober- und Unterschale. Während das Unterteil technisch an die Feuerung angepasst ist, beeinflusst die Form des Oberteils den Geschmack des Whiskys. Die Unterschale ist ein runder Kupferkessel mit speziellem Boden. Bei direkt befeuerten Brennblasen ist dieser nach oben gewölbt, um eine stabile Gasflamme zu gewährleisten. Die Wandstärke beträgt bei Gasbefeuerung 16 mm, um der hohen Temperatur (bis zu 650 °C) standzuhalten. Ein Rummager, angetrieben durch einen Elektromotor, verhindert das Anbrennen der festen Rückstände. Er besteht aus einem Kettenband aus Kupferringen, das sich nach 2–3 Jahren abnutzt und ersetzt werden muss. Bei indirekt beheizten Brennblasen verläuft der Boden kegelförmig nach unten, um das Pot Ale leichter abzulassen. Früher wurden spiralförmige Heizrohre genutzt, die sich jedoch schnell verklebt waren. Moderne Heizzylinder verhindern dieses Problem und sorgen für eine effizientere Dampfbeheizung.

Brennblasen Heizung

Konventionell:
Bis in die 1970er-Jahre wurden Brennblasen meist mit Kohle befeuert. Heute dominiert die indirekte Heizung mit Heißdampf. Dabei wird Dampf aus einem Boiler über isolierte Rohre in ein geschlossenes Heizsystem geleitet. Der Dampf gibt seine Wärme ab, kondensiert und wird im Kreislauf erneut erhitzt. Nur wenige Brennereien, darunter Glenfiddich, Glenfarclas und Macallan (Wash Stills), setzen noch auf direkte Befeuerung mit Erdgas. Da die Flammen direkt auf das Kupfer treffen, verhindern Rummager im Inneren das Anbrennen fester Getreiderückstände im Wash (ca. 6–7 % Feststoffe). Mit Kohle wird heutzutage gar nicht mehr geheizt!

Heutzutage:

Moderne Brennblasen nutzen mehrere hohle Heizzylinder, durch die Heißdampf von oben eintritt und als Kondenswasser nach unten abläuft. Das Wash strömt von unten ein, wird erhitzt und steigt nach oben. Leitbleche im Inneren sorgen für eine gleichmäßige Wärmeverteilung.

Die Dampfzufuhr erfolgt über eine Ringleitung, während ringförmige Sammelleitungen das Kondensat auffangen. Um Ablagerungen zu verhindern, sind Sprühköpfe für die Reinigung angebracht. Nach der Destillation wird eine Reinigungsflüssigkeit auf die Zylinder gesprüht, erwärmt und anschließend ausgespült.

Da indirekt beheizte Brennblasen geringerer Wärme- und Abriebbelastung ausgesetzt sind, genügen 6 mm Kupferwandstärke für Kesselboden und Wände.

 

Brennblasen Oberteil

Erwähnt ein Whiskygenießer die Form einer Brennblase, so meint er in der Regel damit die spezielle Ausführung des Oberteils. Die Form des Oberteils beeinflusst maßgeblich die Verdampfung, Strömung und Kondensation. Auch der Lyne-Arm, also der Übergang zum Kondensator, spielt eine entscheidende Rolle für die Qualität des Roh-Whiskys.

Beim Destillieren steigen die alkoholischen Dämpfe im Hals der Brennblase auf, kondensieren an der gekühlten Kupferwand und fließen zurück in den Kessel. Erst bei höherer Temperatur gelangen die leichteren Bestandteile über den Krümmungsstück in den Lyne-Arm und weiter zum Kondensator.

Die vier Bereiche des Oberteils:

  1. Deckel (A): Kugelförmige Abdeckung des Kessels.
  2. Zwischenstück (B)
  3. Hals (C): Kegelförmiges Verbindungsstück.
  4. Krümmungsstück (D): Übergang zum Lyne-Arm.
  5. Lyne-Arm (E): Leitet die Dämpfe zum Kondensator.

Wandstärken und Verschleiß:
Die Wandstärke im Oberteil ist mit 3–4 mm dünner als im Unterteil, um die geschwungene Form zu ermöglichen. Wash Stills haben meist 4 mm, Spirit Stills etwa 3 mm. Der größte Verschleiß tritt im Krümmer und Lyne-Arm auf, da hier die heißen alkoholischen Dämpfe Kupfermoleküle herauslösen.

Ausrichtung des Lyne Arms: Einfluss auf den Rückfluss

Die Form des Lyne Arms beeinflusst maßgeblich den Rückfluss (Reflux) und damit das endgültige Aromaprofil des Whiskys. Es gibt zwei Hauptvarianten:

  • Swan Neck Pot Still: Diese klassische Form zeichnet sich durch einen geschwungenen Hals mit Krümmung aus, der an einen Schwanenhals erinnert. Der gebogene Lyne Arm fördert einen stärkeren Rückfluss, wodurch leichterer, feinerer Alkohol bevorzugt wird.
  • Straight Neck Pot Still: Hier verläuft der Hals geradlinig nach oben, wodurch der Rückfluss geringer ausfällt. Dadurch gelangen mehr schwere, aromatische Bestandteile in das Destillat, was zu einem kräftigeren, volleren Charakter führt.

Kondensator (Wärmetauscher) – entscheidend für die Destillatverflüssigung

Am Ende des Destillationsprozesses sorgt der Kondensator (Heat Exchanger) für die entscheidende Umwandlung der alkoholhaltigen Dämpfe in flüssiges Destillat. Nachdem die Dämpfe den Schwanenhals und den Lyne Arm durchlaufen haben, gelangen sie in den Kondensator, wo sie durch ein Kühlsystem – meist mit Wasser als Kühlmittel – abgekühlt und verflüssigt werden.

Der Kondensator spielt also eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung des heißen Alkoholdampfs in flüssige Form. Das fertige Destillat wird anschließend in den Spirit Safe geleitet, wo der Alkoholgehalt gemessen und der weitere Verlauf der Destillation gesteuert wird.

Kühlung mit Worm Tub Kondensatoren

Früher wurden Worm Tubs zur Kühlung des Destillats genutzt. Dabei wird der Lyne-Arm einfach als Leitungsrohr weitergeführt und in Form einer Spirale in eine mit Kühlwasser gefüllte Wanne gelegt, wodurch der Spirit langsam abkühlt.

Da dieses System wartungsintensiv und platzaufwendig ist, setzen viele Brennereien heute auf Shell-and-Tube-Kondensatoren, die kompakter und einfacher zu handhaben sind.

Trotzdem nutzen einige Brennereien, darunter Lagavulin (Islay) und Balmenach (Highlands), weiterhin Worm Tubs. Diese beeinflussen den Brennereicharakter, da der erhöhte Kupferkontakt und die Wassertemperatursteuerung einen leichteren, weniger komplexen Rohbrand erzeugen.

Welchen Einfluss hat die Pot Still auf den Geschmack

Die Form der Brennblase beeinflusst maßgeblich den Geschmack des Whiskys. Hohe, schlanke Brennblasen ermöglichen eine bessere Trennung der Aromen, da leichterer Alkohol schneller aufsteigt und schwerere, ölige Bestandteile im Kessel zurückbleiben. So entsteht ein milder, weicher Whisky, wie bei Glenmorangie.
Kleinere, gedrungene Brennblasen wie bei Lagavulin sorgen für einen kräftigeren, intensiveren Whisky, da sich schwere Aromastoffe weniger leicht trennen.


Zusätzliche Elemente verstärken die Trennung:

  • Einschnürungen im Hals, wie bei der Spirit Still von Glenkinchie, beruhigen die Dampfsäule und verbessern die Selektion der Aromen.
  • Kugelförmige Ausbuchtungen zwischen Deckel und Hals erhöhen die Wärmeabgabe, fördern den Rückfluss (Reflux) und ermöglichen eine feinere Trennung der leichteren Dampfanteile – ein Prinzip, das Glenmorangie geschickt kombiniert.

Lebensdauer einer Brennblase

Eine Brennblase hält im Durchschnitt 25 Jahre, bevor sie ausgetauscht werden muss. Der Kupferabtrag durch aggressive Flüssigkeiten und mechanische Beanspruchung führt zur schrittweisen Reduzierung der Wandstärke. Besonders betroffen sind:

  • Der Kessel der Wash Still, wo feste Rückstände das Material stark abnutzen.
  • Das Oberteil der Spirit Still, das durch heiße, alkoholische Dämpfe schneller verschleißt.

Da die Wandstärken der Spirit Stills dünner sind, müssen deren Oberteile oft schon nach 10 bis 15 Jahren ersetzt werden. Als Richtwert gilt: Sinkt die Wandstärke auf 50 % der ursprünglichen Dicke, ist ein Austausch nötig – andernfalls droht ein technischer Ausfall der Brennblase.

Mythos entlarvt:
Entgegen einer weit verbreiteten Legende werden Brennblasen nicht mit exakt denselben Beulen und Dellen nachgebaut. Eine neue Brennblase kostet rund 50.000 Euro, und niemand würde sie absichtlich beschädigen, nur um angeblich den Geschmack zu bewahren. Die tatsächlichen geschmacksprägenden Faktoren liegen in der Form, Größe und dem Material – nicht in einzelnen Unregelmäßigkeiten.

Eine Pot Still im Einsatz

Wenn Sie nun genau wissen wollen, wie mit einer solchen Brennblase Malt Whisky gebrannt wird, besuchen Sie die folgende Seite. Auch hierfür konnten wir wieder einen erfahrenen Brennmeister gewinnen.

Eine Auswahl von Pot Still Whiskys

Glenfarclas 0,2 Liter 25 Jahre
Glenfarclas 0,2 Liter 25 Jahre
0,2/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Bowmore Timeless Series 27J-/2020
Bowmore Timeless Series 27J-/2020
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Laphroaig Ian Hunter Edition No. 3 33J-/2021
Laphroaig Ian Hunter Edition No. 3 33J-/202113%
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Dailuaine First Fill Oloroso Sherry Butt Cask Strength Collection 16J-2008/2025
Dailuaine First Fill Oloroso Sherry Butt Cask Strength Collection 16J-2008/2025
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Glengoyne 12 Jahre
Glengoyne 12 Jahre
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Tormore Connoisseurs Choice - Cask Strength 31J-1991/2022
Tormore Connoisseurs Choice - Cask Strength 31J-1991/2022
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Dalwhinnie Winter's Gold
Dalwhinnie Winter's Gold
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Balvenie PX Cask 18 Jahre
Balvenie PX Cask 18 Jahre
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Lindores The Exclusive Cask Oloroso Sherry Butt 6J-2018/2024
Lindores The Exclusive Cask Oloroso Sherry Butt 6J-2018/2024
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Mac-Talla Strata 15 Jahre
Mac-Talla Strata 15 Jahre
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Craigellachie First Fill Chateau Larose-Trintaudon Barrique 9J-2015/2024
Craigellachie First Fill Chateau Larose-Trintaudon Barrique 9J-2015/2024
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand
Jura Perspective No. 01 16 Jahre
Jura Perspective No. 01 16 Jahre
0,7/ l · inkl.  19% MwSt. · exkl.  Versand

Fazit

Die Pot Still ist eine traditionelle Brennblase, die in der Whiskyherstellung verwendet wird. Sie besteht typischerweise aus Kupfer und spielt eine entscheidende Rolle bei der Destillation, indem sie den Charakter und die Aromen des Whiskys beeinflusst. Im Gegensatz zu kontinuierlichen Brennverfahren ermöglicht die Pot Still eine diskontinuierliche Destillation, was zu reichhaltigeren und komplexeren Geschmacksprofilen führt. Die Form und Größe der Pot Still können variieren und haben direkten Einfluss auf das Endprodukt, da sie den Kontakt des Destillats mit dem Kupfer und die Rückführung von schwereren Dämpfen beeinflussen. Die Pot Still-Destillation erfordert zwar mehr Aufwand und Zeit, wird jedoch von vielen Brennereien und Kennern geschätzt, da sie Whiskys mit tieferem Geschmack und größerer Komplexität hervorbringt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Dann geben Sie uns bitte einen Daumen nach oben!

Dieser Artikel wurde bereits 14 mal positiv bewertet.

Sylvia Simm ist eine erfahrene Mitarbeiterin von Whisky.de. Nach über 20 Jahren im Online-Vertrieb und -Service unterstützt sie das Unternehmen mit ihrem umfangreichen Whisky-Wissen im Marketing. Als Online-Redakteurin und Content-Managerin ist sie für die Redaktion und Aktualisierung der Texte auf den Wissensseiten verantwortlich.

Weiterlesen

Um zu kommentieren, müssen Sie sich einloggen.

Kommentare (0)