Brennereischließungen
Vor 200 Jahren gab es in Schottland Tausende von Farmbrennereien. Heute gibt es wieder etwa 140 mehr oder weniger große Whiskybrennereien. Wir beschreiben die Geschichte der Schließungen und der davon betroffenen Brennereien. Wie Ardbeg, die ein Auf und Ab von Schließungen und Übernahmen erlebte, erging es vielen Brennereien.
Um sich diesem Thema zu nähern, muss man in der schottischen Geschichte graben, die eng mit der britischen verbunden ist. Früher gab es unzählige Brennereien, die alle eher klein waren, versteckt in den Highlands und weitab vom Schuss.
Video zum Thema aus dem Jahr 2013 von Horst Lüning
Warum existierten so viele Brennereien?
Die Verderblichkeit von Getreide führte zur Entstehung zahlreicher Brennereien, da die Herstellung von Alkohol aus Getreide eine Möglichkeit darstellte, es haltbar zu machen und gewinnbringend zu verkaufen. In den USA entdeckte die Familie von George Washingtons die Rentabilität des Whiskybrennens und nutzte später ab dem Jahr 1794 die Besteuerung von Whisky, um nach dem Befreiungskrieg Geld für sein Land, die Vereinigten Staaten, zu sammeln.
In Schottland wurden ab 1820 Steuern auf Whisky erhoben, was die legalen Brennereien begünstigte, aber auch die Schwarzproduktion in den Highlands förderte. Die Steuerkontrolle wurde wichtig, sogar der berühmte Dichter Robert Burns arbeitete zeitweise als Steuereintreiber. Es gab eine Reihe von Brennereien, die bereits vor Einführung der Steuer offiziell gearbeitet hatten. Man sieht dies am jeweiligen Gründungsdatum. Bowmore, Littlemill, Glen Garioch, Highland Park sind solche sogenannten Farmbrennereien, die schon vor der Einführung der Steuer existierten und die nach der Lizenzierung einen Aufschwung erlebten.
Im 19. Jahrhundert kämpfte Großbritannien mit der Alkoholsucht, der Whiskykonsum stieg enorm an. Der durchschnittliche britische Arbeiter konsumierte 160 Flaschen Whisky pro Jahr. Eine mögliche Prohibition in Schottland und Irland wurde vermieden, stattdessen profitierte Schottland von der Prohibition in den USA, indem es zum Lieferanten wurde!
Die Situation der Brennereien während der Kriege
Der Erste Weltkrieg hatte negative Auswirkungen auf die Whiskyindustrie. Die Ressourcen wurden für den Krieg benötigt und die Nachfrage nach Whisky sank. Stattdessen wurde mehr günstiger Alkohol produziert. Die Whiskyproduktion war in dieser Zeit sehr gering, was die Whiskys aus den Kriegsjahren zu begehrten Sammlerstücken macht.
Rechtzeitig vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Prohibition in den USA aufgehoben. Die aus Irland stammenden Kennedys wollten irischen Whiskey importieren. Leider gingen die Iren nicht darauf ein - mit weitreichenden Folgen! Die Schotten standen mit ihrem schottischen Whisky zur Verfügung und 1933 auch in den amerikanischen Häfen bereit.
Die Iren hingegen mussten ihre Brennereien nach dem Krieg größtenteils schließen. Am Ende blieben nur zwei Destillerien übrig: Bushmills im Norden und Midleton im Süden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine große Modernisierungs- und Konsolidierungswelle in den Brennereien ein. Großbritannien erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, von dem auch die Whiskybrennereien in Schottland profitierten. Im Gegensatz zu Irland gab es hier kein großes Brennereisterben. Im Gegenteil: Die Absatzmengen stiegen.
Der große Wendepunkt – die große britische Rezession
Von 1979 bis 1982 gab es einen entscheidenden wirtschaftlichen Einschnitt: die große britische Rezession, die dramatische Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft hatte! Die Löhne wurden einmal pro Woche in bar ausgezahlt, und Dinge des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Kleidung, wurden in Raten bezahlt. Die Arbeitslosigkeit war hoch – es war eine schreckliche Zeit mit sehr knappen finanziellen Mitteln, auch für die Whiskybranche. Viele Malt Whisky Brennereien mussten Ihren Betrieb einstellen! Um einige Beispiele zu nennen: 1981 bis 1985 traf es Glen Elgin, Glen Mhor, St. Magdalen, Springbank, Ardbeg, Port Ellen, sogar Glenfiddich und viele mehr. Andere reduzierten ihre Produktion. Dies dauerte bis 1988, als Brennereien wie Springbank und Ardbeg wieder auf den Markt kamen. Allerdings gaben viele Betriebe ihre eigenen Mälzereien auf, da das Mälzen der teuerste Produktionsschritt ist und man durch die Nutzung zentraler Mälzereien Kosten einsparte. Es ging nur langsam voran, aber ab 1991/92 ging es wieder aufwärts. Ein erster Boom setzte ab 1995 ein, das Gründungsdatum unserer Firma - damals noch 'The Whisky Store' - war 1993. Es zeigte sich, dass Whiskys aus den Highlands gefragter waren, so dass leider die letzten Destillerien in den Lowlands schließen mussten, wie Rosebank und Littlemill. Aber auch Bruichladdich auf Islay und Glendronach in den Highlands waren betroffen.
Nachwirkungen der Brennereischließungen
Der Wachstumsprozess beschleunigte sich bis 2001, als die so genannte Internetblase platzte. Dabei handelte es sich um Gewinnerwartungen und Spekulationen auf steigende Aktienkurse im Technologiebereich. Dies führte dazu, dass wieder weniger Geld für die Malt Whisky Brennereien zur Verfügung stand. Dieses Auf und Ab macht sich noch Jahrzehnte später bemerkbar, denn Whisky muss seine Reifezeit erreichen! So war Lagavulin mit seinen typischen 16 Jahren Reifezeit im Jahr 2000 nur schwer zu bekommen.
Verknappung der Ware
Heute, nach 25 bis 30 Jahren, sind alte Whiskys sehr selten. Und Whiskys, die vor den 1980er Jahren abgefüllt wurden, haben astronomische Preise. Nur private Brennereien wie Glenfarclas können alte Flaschen lagern und anbieten. Hier war wohl genügend Kapital vorhanden.
Umwidmung von Brennereien
Im Zuge von Brennereischließungen - egal aus welchem Grunde - wurden Brennereien auch umgewidmet. So wurden zum Beispiel Appartements in St. Magdalen, oder ein Supermarkt auf der Fläche von Glen Elgin, Glen Mhor und North Port gebaut. In Glen Ugy entstanden Büros und in Rosebank zum Teil Restaurants. Rosebank wird von Ian Macleod Distillers wiederbelebt und neu aufgebaut, um dort nach 26 geschlossenen Jahren wieder Whisky zu produzieren.
Fazit
Das Auf und Ab der Brennereien, aus welchen Gründen auch immer, lässt den Wert seltener Flaschen steigen. Das heißt aber nicht, dass der Geschmack über die Jahre derselbe geblieben ist!
Und hier noch ein Filmtipp: In 'Angels' Share - Ein Schluck für die Engel' geht es um ein altes letztes Fass, dass versteigert werden soll.
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