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Weihnachtsgeschenke

Am Wochenende schreiben wir den 1. Advent. Und wie ich diese Zeilen so schreibe, scheint vor meiner Zimmertür bullig die Sonne. Makellos blauer Himmel. Kein Wölkchen zu sehen und die Temperaturen steigen von frostigen 2 Grad heute früh auf Werte wie im Frühling.


Wer will da an Weihnachten, 1. Advent, Christkindlmarkt oder Glühwein denken icon_question.gif Trotzdem rückt Weihnachten beständig näher und damit auch unsere Hauptarbeitszeit. Bereits jetzt sind die Bestellzahlen massiv angestiegen und liegen deutlich über Vorjahresniveau. Wenn sich dann noch die Geschenkauslieferungen wegen des guten Wetters auf später verschieben ... Gute Nacht icon_exclaim.gif


Habe ich meine Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr schon icon_question.gif


Ja, ich habe sie. Wie findet man nun seine Weihnachtsgeschenke icon_question.gif Ich habe mir angewöhnt, meinen Gegenübern in dieser Hinsicht zuzuhören. Über was reden Sie? Was leisten sie sich nicht? Was zieht sie an? Das ist das beste Anzeichen für einen Wunsch. Ich notiere mir das in meinem Smartphone und vor zwei Wochen habe ich noch einmal geprüft, ob sich die zu Beschenkenden diese Dinge vielleicht zwischenzeitlich gekauft haben.


Was wichtig in diesem Vorgehen ist, dass sich ab Mitte November Niemand in den Familien mehr lang gehegte Wünsche erfüllt. Konsumverzicht vor Weihnachten ist doch einmal eine tolle Sache.


In der FAZ am Sonntag kam nun eine ganze Doppelseite über das Schenken zu Weihnachten. Selten habe ich einen besseren Artikel gelesen, der mir meine weihnachtlichen Gedanken besser sortiert hat. Warum wir schenken, wie wir schenken und was wir schenken.


Warum schenken Sie icon_question.gif


Es gibt zwei aus meiner Sicht zwei Hauptgründe.


1. Man will altruistisch anderen eine Freude machen

2. Man erfüllt Erwartungen


Ok. Nun gibt es noch einen dritten Grund. Und der ist das paternalistische Schenken. Also das bevormundende Schenken. "Du solltest mal wieder eine neue Krawatte haben; die pinkfarbene Jacke steht doch auch Jungs; Gabardinhosen sind genauso bequem, wie für Deinen Großvater und das Buch über [...] solltest Du schon lange einmal lesen."


Wie ich diese Geschenke hasse. Ich weiß schon heute, dass ich von einer bestimmten Stelle in meiner Großfamilie ein Geschenk bekomme, das ich nicht mag. Ich bekomme es jedes Jahr. Ich habe mich schon oft darüber ausgelassen, angeprangert, mockiert, eingesagt, ausfallen lassen, liegen gelassen, usw. Nichts hilft. Es wird geschenkt, was geschenkt werden muss. Erst war ich enttäuscht, dann war ich verärgert, dann war ich wütend und heute habe ich nur mehr Mitleid um diese Person.


Der amerikanische Professor Joel Waldfogel hat sich Gedanken über das Schenken gemacht und ist zu einem eigentlich vorhersehbaren Ergebnis gekommen. Schenken ist volkswirtschaftlicher Unsinn. Es vernichtet nicht nur in den USA, sondern auch bei uns und weltweit Milliarden an Volksvermögen. Er hat das empirisch gerechnet, indem er Menschen befragt hat, wie viele Geschenke sie überhaupt nicht brauchen können. Und diese Zahl muss man nun nicht glauben, sondern kann sie an sich selbst überprüfen. Wie viel Prozent der ihnen überreichten Geschenke haben sie nicht haben wollen? Wie viele haben sie anschließend entsorgt? Und andersherum - wie viele Geschenke von sich finden sie nach einem Jahr noch im Haushalt des Beschenkten? Haben sie das einmal überprüft?


Prof. Waldfogel ging noch einen Schritt weiter und befragte Beschenkte, was ihnen die Geschenke denn wert waren? Und - Überraschung - sie waren ihnen deutlich weniger wert, als andere dafür ausgegeben hatten.


Und genau an dieser Stelle kommt Prof. Waldfogel auf den selben Schluss, auf den Großmütter in der Regel mit den Jahren selbst gekommen sind. Sie verschenken eine Tafel Schokolade (mag fast jeder) und binden daran einen mehr oder weniger klein zusammengerollten Geldschein.


Das klingt nun richtig blöd. Einfach Geld schenken - was soll das icon_question.gif Das widerspricht doch unseren Moralvorstellungen vom altruistischen Schenken. Doch am Ende müssen wir uns fragen, ob wir nicht mit schnödem Geld mehr Freude bereiten können, als mit krampfhaft ausgesuchten Geschenken.


Denkt man nun diesen Gedanken zu Ende, so schenken sich auf einmal alle gegenseitig Tafeln Schokolade mit Geld. Das könnte man doch gleich saldieren. Und wenn man sich ebenbürtig ist, dann sollte das Null zu Null aufgehen.


Und nun kommen wir zurück zum Anfang. Schenken bedeutet, dass man sich um den Beschenkten kümmert. Dass man sich in seine Lage versetzt und ihm eine Freude macht. Leider klappt das viel zu selten. Man kann in andere nicht hineinsehen und ein Großteil der Geschenke ist direkt für die Mülltonne. Es sei denn, man hätte vorher nach Wünschen gefragt. Aber dann ist der Sinn des Geschenks und die Überraschung ja weg. Das wichtige Nachdenken über den anderen entfällt.


Wir erlegen uns also einen Beschenken-Stress auf, der oftmals in Selbstbelügen oder Paternalismus mündet. Wir haben doch schon Alles. Warum sollen wir uns etwas schenken? Und so ist klar, warum viele Menschen sich darauf geeinigt haben, sich gegenseitig nichts mehr zu schenken. Man vermeidet Lügen, Bevormundungen und vor allem Verschwendung.


Hat man sich darauf geeinigt, dann bleibt ja Geld übrig, das ansonsten volkswirtschaftlich verschwendet würde. Und mit diesem Geld kann man nun anderen, ganz fremden, bedürftigen Menschen eine Freude machen. Und dort ist es üblich Geld zu spenden. Spenden sie also Geld an gemeinnützige Organisationen und machen sie für die jetzt leer Ausgehenden eine Kopie vom Überweisungsträger. Statt das zu 50% fehltreffende und unterbewertete Geschenk zu überreichen, schenken sie eine Tafel Schokolade und zeigen sie die Kopie des Überweisungsträgers. Beginnen sie auch ein Gespräch darüber und diskutieren sie das zu Ende. Wer es nicht versteht, der hat die Tafel Schokolade noch nicht einmal verdient.


Kinder selbstverständlich ausgenommen icon_exclaim.gif