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Die Farbe im Whisky - Teil 5

Wir sind schon lange von unseren Kunden aufgefordert worden, bei unseren Whiskys anzugeben, ob ein Whisky nun gefärbt ist oder eben nicht.

Ab dem Wochenende geben wir in unserem Internet-Shop die Färbung oder die Farbfreiheit der von uns angegebenen Whiskys an. Enthält ein Whisky Zuckerkulör als Farbstoff, so sehen Sie das nun neben dem Einheitspreis (Euro pro Liter) angegeben.

Wenn Sie sich ein wenig mit der Materie beschäftigen, so werden Sie Brennereien finden, die grundsätzlich nicht färben. Auch zahlreiche unabhängige Abfüller färben nicht. Sie gehen sogar mit der Aussage 'Natural Colour' in die Offensive und werben mit ihrer Farbfreiheit.

Was immer gerne in der Branche verschwiegen wird. Rund 90% aller Brennereien gehören acht globalen Konzernen. Und diese Konzerne geben vor, ob der produzierte Whisky nun gefärbt wird oder eben nicht. Der wichtigste Anhaltspunkt für die Färbung oder 'Nicht-Färbung' macht aus meiner Sicht die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen aus. Das ist interessant! Das heißt im logischen Schluss, dass es sich am Ende doch um eine Gewinnerzielungsabsicht handelt und nicht um einen Ausgleich unterschiedlicher, natürlicher Farbgebung. Dafür spricht die Entscheidung, die nicht auf Brennereiebene, sondern auf Konzernleitungsebene getroffen wurde.

Das wird dann besonders sichtbar, wenn in einem Konzern nur die Einsteigermalts gefärbt werden und nicht die älteren Produkte.

Manchmal zeigt diese Konzernentscheidung auch merkwürdige Blüten. Beim Bourbon – und hier muss man einmal eine Lanze für die US-Whiskeyhersteller brechen – ist die Färbung verboten. Stattdessen ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass nur neue Fässer verwendet werden dürfen. Und deshalb sind die Bourbons auch alle so wunderschön dunkel. Es sind die neuen, ausgebrannten Fässer, die besonders viel Zuckerkulör an den Whiskey abgeben.

In einem Fall kann man damit nachweisen, dass in den Konzernzentralen der Umstand mit der Färbung nicht verstanden wurde und dass man blind den Vorgaben von oben folgt. Es gibt einen Bourbon – dessen Herkunft von 'edelstem Blut' ist – der in Deutschland den Hinweis 'mit Zuckerkulör' trägt. Hier folgt man den Konzernvorgaben blind, ohne die gesetzlichen Tatsachen in USA zu berücksichtigen. In der Vergangenheit habe ich diese Vorgehensweise auch bei einem mehr als Hundert Euro kostenden schottischen Single Malt feststellen können. Auf dem Rücketikett prangte der 'Tabu-Schriftzug' obwohl diese Brennerei, solange ich dabei bin, noch nie ihre Whiskys gefärbt hat. Es gilt in manchem Fall: 'Sendung nach Deutschland = Aufschrift Zuckerkulör', egal, ob es nun drinnen ist, oder nicht. Diese Kennzeichnung wird verwaltungstechnisch genauso behandelt, wie eine gesetzliche Warnaufschrift oder Steuermarke.

Am Ende will ich nicht klagen. Ihr Wunsch aus Teil 1, über die Färbung aufgeklärt zu werden, ist logisch und verständlich. Allerdings kann man nicht in Deutschland ein Gesetz machen und glauben, dass es einen Einfluss auf andere Länder in der Welt hätte.

Werden sich mit dieser Kennzeichnung in unserem Shop die Verkaufszahlen zwischen gefärbten und ungefärbten Whiskys verschieben? Die Vergangenheit zeigt, dass sich die Schotten durch die Gesetze in Deutschland nicht haben beeinflussen lassen. Für Deutschland wird nun seit mehr als 10 Jahren dieses 'mit Zuckerkulör' auf die Etiketten gedruckt. Geschadet hat es den Herstellern nicht. Vermutlich liegt das auch daran, dass der Absatz von Single Malt Whisky in Deutschland im internationalen Vergleich verschwindend gering ist.